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Amazon HD

Amazon Musik HD

Amazon Musik HD

Amazon Musik HD

Wird sich die Streaming-Welt verändern?

Jetzt ist passiert, was ja irgendwann passieren musste.
Mit Amazon Musik HD steigt einer der „Schwergewichter“ in den Ring.

Die erste Reaktion der bisherigen Portale?

Man hackt in den sozialen Medien auf Amazon herum was das Zeug hält.
Nutzen – wird ihnen das aber wohl kaum etwas.

Doch auf wessen Seite sollte sich der Verbraucher stellen?

Sicher, Amazon ist nicht gerade bekannt dafür, dass es sich um ein faires Miteinander mit den Mitbewerbern bemüht. Eher denkt man bei diesem Namen an eine Verdrängung, die sonst nur Ozean-Pötte aufzuweisen haben.

Und Verdrängung ist nicht gut. Wettbewerb ist besser.
Mal ganz abgesehen davon, dass ein so großer Anbieter auch auf die Zulieferer, also auf die Labels und die Musiker unerwünschten Druck ausüben könnte. 

Aber was bekommt der Kunde eigentlich bei Amazon Musik HD?

Das Angebot ist recht breit gefächert:

Musik in MP3-Qualität „überall“ hören – also sowohl über Alexa in der Küche als auch unterwegs.
Musik in CD-Qualität über geeignete Consumer-Komponenten hören.
Musik in Ultra HD über noch zu integrierende High-End-Komponenten genießen.
Hörbücher
Bundesliga-Reportagen

Wird Amazon Musik HD damit das „Rundum-Sorglos-Paket“ für alle  Audio-Wünsche?

Noch bemüht sich aber Amazon selbst am allermeisten darum, sich als jemand zu präsentieren, der anscheinend keine Ahnung davon hat, was UHD oder HRA überhaupt sein könnte.
Oder wie ist es anders zu erklären, dass uns Amazon etliche UHD-Alben als MP3-Downloadanbietet?
Das ist doch wie das Menü eines 5-Sterne-Kochs, das man uns in Pulverform zum Selberanrühren nach Hause schickt.

Passt das wirklich zum typischen Amazon-Kunden?

Muss man sich an Befehle gewöhnen wie: „Alexa, spiel Musik in UHD!“ ?
Zieht der Amazon-Kunde also seine Lieblingsmusik im MP3-Format auf einen USB-Stick, weil er auch im Auto UHD-Qualität genießen will?

Trägt Amazon Musik HD mit solchen Dingen dazu bei, die Leute zu verdummen und die Kluft zwischen dem „einfachen“ User und dem Audiophilen weiter zu vergrößern?
Und das sogar ganz bewusst, damit die anspruchsvollen Hörer wieder einmal in eine kleine Nische gedrängt und dort von den Herstellern und Portalen vergessen werden?
Genau das könnte passieren, wenn den derzeitigen Anbietern von HRA die Abonnenten davonlaufen.

Aber kann Amazon den derzeitigen Platzhirschen im HRA-Geschäft überhaupt das Wasser abgraben?

Amazons Mitbewerber sind auf der einen Seite vor allem die Portale, die sich auf die Wiedergabe von MP3- oder maximal CD-Qualitäten beschränken. Apple Music, Deezer, Spotify und Co. …
Hier fehlt bei allen der gehobene Qualitätsanspruch, weshalb die Entscheidung für oder gegen ein Portal wohl eher zufällig getroffen wird. Eine „Völkerwanderung“ ist da nicht zu erwarten.

Betrachten wir uns mal die Portale mit gehobenen Klangansprüchen (HRA) genauer.

highresaudio.com

Das Portal rund um Lothar Kerestedjian steht für eine geprüfte Klangqualität,
Das bietet bislang kein zweiter Anbieter. „Besser“ als bei highresaudio.com – geht es also schon mal nicht.
Nachteil:  Die Titel-Auswahl ist eher überschaubar, übersteigt aber ganz sicher selbst die allergrößte private Plattensammlung und wird permanent um weitere Leckerbissen erweitert.
Kostenpunkt: 199,-. €/Jahr nur Streaming, 248,- € Streaming und Download-Rabatte

Qobuz

Liefert uns Formate bis hin zu 24Bit/192kHz. Echt und im Original. Mit einem Angebot von mehr als 30 Millionen Titeln bleibt da kaum ein Titelwunsch unerfüllt. Einen Genre-Schwerpunkt gibt es auch nicht.
Kostenpunkt: 249,- €/Jahr nur Streaming, 299,- € Streaming und Download-Rabatte

Tidal

Vom Titel-Angebot her vergleichbar mit Qobuz. Zusätzlich konzentriert sich Tidal auf die Förderung junger amerikanischer Künstler aus den Bereichen HipHop, Rap usw.
Klangqualität:
Dieses Portal hat sich leider dazu entschlossen auf MQA zu setzen. Hierbei handelt es sich um eine moderne Art der früher so beliebten „Loudness-Taste“. Das mag bei vielen Titeln „gefälliger“ klingen, aber solange man dem Abonnenten nicht die Wahl zwischen „Original“ und „Manipuliert“ einräumt, tue ich mich ein wenig schwer damit, Tidal als HRA-Portal zu sehen.
Kostenpunkt: rund 240,- €/Jahr nur Streaming.

Einschätzung

Ich hatte persönlich eher damit gerechnet, dass sich Spotify dazu entschließt, zeitnah sein Angebot um das HRA-Format zu erweitern. Das nämlich hätte ein finaler Schachzug für manch anderes Portal sein können.
Apple wird sich das alles gut anschauen und bei Bedarf reagieren müssen.

Derweil taucht auch Youtube auf und kündigt selbstbewusst an, sich an die Spitze des Streaming-Marktes setzen zu wollen.

Hier wie dort muss man allerdings bei all diesen Portalen befürchten, dass sie zwar unendlich viel Musikmaterial verteilen, dass aber dort niemand so wirklich Wert auf die Klangqualität legen wird.

Dem Verbraucher zu sagen, dass er mit einem Account bessere Musikformate streamen kann, als man sie jemals auf einer CD kaufen konnte, das mag eine ähnliche Wirkung haben, wie den Tacho eines Autos bis 320 km/h gehen zu lassen. Beides ändert aber natürlich nichts an der tatsächlichen Leistung.

Der ganz große Verlierer bei dieser Bewegung – der sitzt an einer anderen Stelle und hört auf die Abkürzung „CD“.

Wer sowieso schon Amazon Prime-Kunde ist, Amazon Prime-Video nutzt und jetzt seinen Account für kleines Geld auch auf UHD-Streaming samt Hörbüchern und Bundesliga-Reportagen erweitern kann, der wird sich über die 56-Millionen Titel freuen und sich zurecht fragen, ob es nicht völliger Unsinn ist, sich die gleichen Titel in einem schlechteren Format für über 20,- € pro Album zu kaufen, nur um eine Plastikschachtel mehr in das CD-Regal quetschen zu können.

Seit Einführung der Streaming-Angebote sinken die Zahlen der verkauften CDs drastisch und die Anzahl der bezahlten Streams und Downloads steigt gewaltig. Diese Entwicklung könnte Amazon jetzt noch einmal beschleunigen.

Schauen wir doch mal, was uns die nächsten Jahre so bescheren werden.

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