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MQA

MQA, das Klangparadies?

MQA – das Klang-Paradies?

MQA …
… steht dieses Kürzel für den endgültigen Einzug ins Klang-Paradies?

Was steckt eigentlich hinter „Master Quality Authenticated“, kurz MQA?

Die Macher hinter MQA stellen nicht mehr und nicht weniger als die unglaubliche Behauptung auf, dass alle bisherigen A/D- (analog zu digital) als auch D/A- (digital zu analog) -Wandler Fehler im Bereich der Filterung gemacht haben und immer noch machen. Auch die, die im Tonstudio eingesetzt werden! Und deshalb gibt es bisher keine digitale Musik, die “natürlich” klingt!

Jeder Musiktitel, den wir in irgendeinem digitalen Format besitzen oder streamen, ob selbst gerippt oder gekauft, ja selbst die Masterbänder in den Tonstudios – sie alle (!!!) sind fehlerbehaftet und klingen nicht so natürlich wie sie mit MQA klingen könnten.
Keine einzige CD, keine SACD, nicht einmal ein Original-Masterband und nichts, was wir an digitalen Musikdateien auf einer Festplatte oder einem USB-Stick gespeichert haben – ist fehlerfrei. So MQA.

So – das müssen wir jetzt erst einmal sacken lassen, oder?

Wer jetzt das Gefühl hat, in eine tiefe Jauchegrube geschubst worden zu sein, der sollte nach oben sehen, denn es wird reichlich Gülle nachgekippt!
Nicht nur unsere allerbesten Musikdateien taugen auf einmal nichts mehr – auch unsere Hardware ist ab sofort untauglich!
Egal welche und zu welchem Preis! Keine einzige Hardware ist frei von Fehlern.

Funktionieren tut sie zum Glück aber selbst mit MQA-Daten immer noch.
MQA „tarnt“ sich nämlich – kommt im Bauche des trojanischen Pferdes namens FLAC, ALAC oder wie auch immer daher und wartet auf seinen Einsatz.
Alles was wir hören, ist dieses bisherige, fehlerbehaftete Format.

Aber warten wir es nur ab, es wird spannend!

Es ist ja gar nicht so, dass uns MQA in die Jauchegrube schubst und uns da drin ersaufen lässt. MQA hilft uns ja auch wieder heraus! Duscht uns und führt uns in ein SPA, wo wir so rundherum verwöhnt werden.
Gegen kleines Entgelt natürlich.

Wir brauchen uns nämlich nur noch neue Hardware zu kaufen, die das MQA-Logo trägt und alles ist wieder gut!

Und damit wir auch erkennen können, wie gut wir jetzt gerade hören (vielleicht wird es ja welche geben, die den Unterschied nicht von alleine wahrnehmen) bringt eine MQA-Datei die MQA-LEDauf unserer Hardware zum Leuchten – genau wie unsere Augen!
Und unsere Ohren vermutlich auch.

Ohne so eine leuchtende MQA-LED ist unsere Hardware natürlich nicht in der Lage, die MQA-Qualität aus unseren FLACs oder ALACs heraus zu holen.
Aber Weihnachten ist ja nicht mehr weit – und dann können ja auch wir endlich „aufrüsten“, oder?
… und dann klingt unser 300,-Euro-Wandler mit der leuchtenden MQA-LED viel besser als der von unserem Schwager. Der war nämlich noch so doof und hat sich für 5.000,- € einen DAC ohne MQA gekauft.

So – genug Sarkasmus – was ist jetzt wirklich dran, an dieser MQA-Geschichte?

Antwort:  Ich weiß es nicht.
Ich halte es für durchaus denkbar, dass die Musik besser klingt als vorher.

Die Logik lässt mich allerdings die Frage aufstellen, wie viele findige Programmierköpfe es auf der Welt wohl gerade geben mag, die sich die Entwicklung um diesen MQA-Hype ganz genau ansehen, um im Erfolgsfall mit einem noch viel besseren Digitalfilter auf den Markt zu kommen?
Vielleicht einem individualisierbaren Filter, bei dem wir also selber einstellen können, was uns besser gefällt? Mal so – mal so.

Und ich frage mich, ob MQA nicht irgendwie die Nachfolge von Dolby antreten wird.
Mit dem Wissen, dass ein korrekt aufgebautes Rauschunterdrückungs-Modul nach Dolby gut und gerne seine 500,- DM gekostet hat, musste man sich doch damals fragen, wie es Bandgeräte geben konnte, die weniger als 500,- DM gekostet haben, aber dennoch das Dolby-Logo trugen!?

Klingt also die Musik demnächst über einen 300,- € MQA-Wandler deutlich besser als über einen 5.000,-€-Wandler, der MQA nicht beherrscht? Oder gleichen sich hier die Schwächen auf beiden Waagschalen gegenseitig aus?

Fragen, auf die wir sicher noch Antworten erhalten werden.

Doch es regt sich nicht nur Interesse, sondern auch Widerstand.
Allen voran der Hersteller Linn hat jetzt einen Bericht veröffentlicht, in dem behauptet wird, dass MQA schlecht für die Musik ist.
Angeprangert werden dabei nicht die technischen Vorgänge, die hinter MQA stecken, sondern das Geschäftsmodell.

Angeblich hat MQA bereits alle wichtigen Chip-Hersteller mit im Boot, denn ohne diese Wandler-Chips können wir Musik weder digitalisieren noch ins analoge Format zurückverwandeln.
Ich frage mich, ob dann in Zukunft ausschließlich mqa-fähige Wandler-Chips produziert werden, oder ob man die Chips parallel anbieten wird.
Tatsache ist wohl, dass MQA hier an jedem mqa-fähigen Chip verdienen wird.
Und diese Kosten geben die Hersteller natürlich an die Gerätehersteller weiter.
Die tragen sie aber auch nicht selber.

Merken Sie was?

Ein Tonstudio, das an diesem MQA-Hype teilhaben will …
ein Label, …
ein Musik-Portal, …
ein Geräte-Hersteller, …
ein Verbraucher,  …
und noch viele Beteiligte mehr …

… alle sollen mit ins MQA-Boot gezogen werden.

Die einen, um trocken zu sitzen, die anderen, um zu rudern.

Was mein Bericht mit der tatsächlichen Qualität einer mqa-behandelten Musikdatei zu tun haben soll?

Nichts – gar nichts!

Nichts von dem, was ich da gerade geschrieben habe, hat irgend etwas damit zu tun, wie gut die Musik mit MQA klingt oder vielleicht auch nicht.
Ich kann nur die Sorgen, die Linn im Netz geschildert hat, die Michael Holzinger von sempre-audio.at aufgegriffen und weiter ausgeführt hat, die kann ich teilen.
Ich bin zu alt, um noch einmal 30 Jahre unter einer Qualitätslüge leiden zu können.
Und ich möchte es auch nicht.
Deshalb möchte ich, dass Sie MQA hinterfragen, bevor Sie investieren.

Ich sehe uns alle vor einem großen Fragezeichen stehen.

Wenn das mit MQA gut geht …

dann könnten die Gates, Jobs und Zuckerbergs dieser Erde glatt vor Neid erstarren und wir Musikliebhaber werden tatsächlich Musik in noch besserer Qualität hören, als wir es bisher konnten.

Wenn das mit MQA nicht gut geht …

dann wird das dem Markt mit hochwertigen HiFi-Komponenten einen Tiefschlag verpassen.
Wer sich jetzt von MQA locken lässt, seine Hardware austauscht und seine Musik zum dritten mal neu kauft und dann enttäuscht wird, entweder, weil er den Zugewinn gar nicht wahrnimmt, oder weil er in ein paar Jahren von einem neuen Verfahren hört, das dann angeblich die Fehler von MQA gnadenlos ausmerzen kann; wofür er aber wieder neue Hardware braucht und seine Musik zum vierten mal neu kaufen muss, dem wird wohl irgendwann der Mittelfinger jucken.

Wird es gut gehen?
Was meinen Sie?

Anschuldigungen, die aus dem Bauch heraus getätigt werden;
der Neid auf eine tolle Geschäftsidee, Konkurrenzkämpfe,
Kaufmüdigkeit oder allgemeines Desinteresse …
… sind kein Beleg dafür, das MQA nicht funktionieren kann.

Die Angst der Musik-, Bauteile und Hardware-Produzenten,
möglicherweise nicht oder viel zu spät in einen D-Zug einzusteigen;
die großen Namen derer, die sich bereits für MQA entschieden haben
und all die unzähligen suggestiven Lobeshymnen …
… sind aber auch kein Beleg dafür, dass MQA funktionieren muss.

Was bleibt, ist die Befürchtung, dass es nicht wir Verbraucher sein werden, die diese Entscheidung treffen, sondern es wird mal wieder die Musik-Industrie sein.
So wie damals bei der CD.
Denn wenn es nur noch mqa-kodierte Aufnahmen zu kaufen gibt, dann bezahlen wir alle dafür. Ob wir das mit unserer Hardware dann nutzen können oder nicht. Wir bezahlen es.

Deshalb bin ich froh darüber, wenn es Menschen gibt, die nicht einfach mit dem Strom schwimmen, sondern die auch mal auf die andere Seite der Medaille hinweisen.
Danke Linn und danke Michael Holzinger.

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