PrimeMini 4 vs 5
PrimeMini 4 vs 5
In meinem Bericht „PrimeMini 4 vs 5“ vergleiche ich den bisherigen PrimeMini 4 gegen das neue Modell PrimeMini 5 von Prime Computer aus der Schweiz.
Der PrimeMini 4 war bisher die wohl cleverste Alternative zum Roon Nucleus.
Wird das so bleiben? Kann die neue Produktreihe das noch weiter ausbauen?
Dabei geht es mir gar nicht um Benchmarks oder andere Messwerte, sondern um die Fragen:
* Ändert sich irgendwas an der Nutzbarkeit?
* Wie unterscheiden sich die Modelle klanglich voneinander?
„Getz ma Butter bei die Fische!“
… so pflegen echte Ruhrgebieter zu sagen, wenn sie die Wahrheit und kein „Geschwafel“ hören möchten. Und an diese Aufforderung möchte ich mich hier und heute möglichst streng halten.
Vorab
Der PrimeMini 5 nutzt:
- das (nahezu) gleiche Gehäuse
- die gleichen Arbeitsspeicher
- die gleichen M.2-Festplatten
- das selbe Betriebssystem (ROCK)
- die selbe Software (Roon)
Bleibt also nur der Unterschied in der neuen Board- und Prozessor-Generation, die – so ist das nun einmal im IT-Bereich – mal wieder bei den Leistungsdaten etwas zulegen konnte.

Die äußerlichen Unterschiede erkennen wir nur bei einem Blick auf die Rückseite.
Die 5-er Reihe (das obere Gerät) hat jetzt einen Thunderbolt-Anschluss (USB-C) und die untere der beiden USB-Buchsen ist ein USB 2.0-Port. Etwaige Größenunterschiede ergeben sich in der Abbildung nur aus den Perspektiven und Lichtverhältnissen.
Vergleich der Fakten
Intel i3
Über die „Einschränkungen“, die von diesem Prozessor ausgehen, wurde hinreichend berichtet. Und auch wenn das neue Board in den Leistungen etwas zulegen konnte, so ändert es leider nichts an diesen Einschränkungen.
Intel i5
Aus einem Zwei-Kerner ist nun ein Prozessor mit 4 Kernen geworden – und diese Tatsache dürfte dafür sorgen, dass sich der PrimeMini 5/i5 von den bisherigen Einschränkungen weitestgehend lösen kann und sich in etwa so verhält wie der i7. Dazu später mehr, wenn ich eigene Versuche unternehmen konnte.
Intel i7
Der i7 scherte sich noch nie um irgendwelche systembedingten Grenzen und seine Leistungsreserven sorgten bisher für einen hörbaren klanglichen Abstand zum i3 und i5.
Im neuen PrimeMini 5 baut der i7 diesen Leistungsabstand noch einmal weiter aus und ich bin gespannt, ob sich daraus ein zusätzlicher Klangzugewinn ergeben wird.
Werden wir für Intel interessant?
Ein Intel NUC ist ein “kleiner Computer” und die Zielgruppen waren bislang klar im IT-Bereich zu finden. Da wundert es mich umso mehr, dass bei den neuen Geräten auf einmal wieder eine USB 2.0-Buchse vorhanden ist. Technisch gesehen – ein klarer Rückschritt.
Erkennt Intel hier etwa die Trendwende und werden wir Musikhörer tatsächlich eine lohnenswerte Zielgruppe für Intel?
Der Hörvergleich
Kurze Version:
“Und am Ende ist alles mal wieder viel einfacher als man es sich vorgestellt hat.”
Lange Version:
Stift und Block liegen parat, die Titel sind mit Bedacht gewählt, zwei weitere Ohren-Paare sorgen dafür, dass ich mich nicht in eine eingebildete Klangwelt hinein phantasiere und meine drei Roon-Lizenzen warten auf ihre neuen Aktivierungen.
Und schon nach etwa einer Stunde konnten die Blindtests zur Bestätigung der bisherigen Feststellungen folgen, waren aber eigentlich völlig überflüssig.
Ergebnis:
Die beiden i3-Modelle sind nicht voneinander zu unterscheiden. Vielleicht – möglicherweise – eventuell – könnte man hier oder da bei bestimmten Stücken vermuten, dass es da doch irgendwie etwas anderes zu hören gibt – aber am Ende wäre selbst das ziemlich „wurscht“.
“Wurscht” – deshalb, weil es einerseits kaum möglich ist, ein Gerät zu diesem niedrigen Preis auf dem Markt zu finden, was vergleichsweise gut klingt und dann auch noch so gut mit Roon klar kommt, wie es bei diesen beiden i3-Modellen der Fall ist.
Andererseits aber auch deshalb, weil wir ja bereits selber Geräte kennen, die mit einem minimal höheren finanziellen Aufwand die beiden 3-er klanglich übertreffen.
Lesen Sie weiter:
Der PrimeMini 5/i5 und der PrimeMini 4/i7
Der neue 5/i5 macht kein Geheimnis daraus, dass er sich jetzt mit seinen 4 Kernen zu einer anderen Liga zugehörig fühlt, setzt sich klanglich von den beiden i3-ern ab und nimmt selbstbewusst neben dem bisherigen 4/i7 Platz.
Der i5 kommt dabei sogar etwas aufgeräumter, präziser umrissen und „trockener im Bass“ daher. Der PrimeMini 4/i7 ist dagegen der „schöner“ klingende mit mehr Schmelz und Klangfarben. Aber das kann möglicherweise einfach daran liegen, dass mein 4/i7 seit Wochen bei mir läuft und die 5-er Modelle gerade erst eingetroffen sind.
Details werden von beiden feiner herausgearbeitet als es beim i3 der Fall ist, die Räume tiefer abgebildet. Bässe haben mehr Wucht.
Titel für Titel bestätigen beide Geräte, dass ein Prozessor mit 4 Kernen einfach mehr Reserven bereit hält, um auch mal komplexere Klanggebilde sauber aufbauen zu können und in ruhigen Passagen für eine gewisse Leichtigkeit zu sorgen.
Der PrimeMini 5/i7
… legt da tatsächlich noch einmal eins drauf.
… und beweist mal wieder, wie wenig wir uns doch in der High Fidelity auf Vermutungen, Behauptungen und Logik verlassen dürfen.
Vergleicht man den 4/i7 und den 5/i7 miteinander, ergeben sich folgende Unterschiede:
Luka Bloom „Water is life“.
Beim 5/i7 rückt Luka Bloom scheinbar etwas weiter nach rechts und damit in die Mitte zwischen die Lautsprecher. Man ist sich sicher: Gerade noch stand er etwas weiter links.
Wechselt man zurück auf den 4/i7 und hört man ganz genau hin, stellt man fest, dass das so nicht stimmt! Die Stimme wird vom 4/i7 nur etwas größer und voller abgebildet. Das klingt etwas “angenehmer”, wenn man es aber negativ ausdrücken wollte, würde man sagen, sie „franzt etwas nach links aus“. Mit dem 5/i7 steht sie wie festgenagelt in der Mitte und Luka Bloom hat schnell mal 5 kg Körpergewicht verloren. Auch hier mag es sein, dass das Klangbild des 5/i7 mit der Zeit noch etwas “nachreifen” kann. Bisher habe ich immer geglaubt, einen PrimeMini müsse man nicht “einspielen”.
Die deutlichsten Unterschiede ergeben sich, wenn Sie sich mal „Knot of Place and Time“ von Jan Garbarek anhören. Die Positionierung der Instrumente ist beim 5/i7 genauer, die Bässe trockener und deutlicher (ist bei diesem Stück gar nicht so einfach!). Becken, Glocken und Schellen erhalten eine Idee mehr Körper und schwingen natürlicher nach.
Und das wichtigste: Bei all diesem komplexen musikalischen Geschehen beeindruckt der PrimeMini 5/i7 mit einer geradezu ansteckenden Ruhe und Souveränität.
Nicht der Hauch von Hektik ist zu spüren. Das Saxophon überzeugt mit diesem tollen Zusammenspiel aus Holzmundstück und Messingkörper. Die von ihm erzeugte „Luftsäule“ steht geradezu “greifbar” im Raum.
Kein Zweifel –
wer klangliche Maßstäbe setzen will,
für wen selbst feine Nuancen kaufentscheidend sind
und wer einen wirklich guten DAC besitzt (!!) …
… der kommt um den neuen PrimeMini 5/i7 nicht umhin.
Butter bei die Fische!?
Hier kommt mein Klang-Ranking:
Platz drei …
geht erwartungsgemäß an die beiden i3-Modelle. Die neuen Preise machen den Selbstbau eines NUC zum Glück überfüssig.
Platz zwei…
teilen sich der PrimeMini 5/i5 und der PrimeMini 4/i7.
Falls Sie Multiroom, DSP und Upsampling einsetzen möchten, wählen Sie sicherheitshalber den PrimeMini 4/i7.
Platz eins …
– wie könnte es anders sein? – geht an den PrimeMini 5/i7.
Durch seinen unschlagbar günstigen Preis baut er seine Stellung als Nucleus+ Alternative noch einmal weiter aus.
USB 3.1 vs 2.0
Wir haben auch beim PrimeMini 5 den USB 3.1-Ausgang verwendet und ihn gegen die 2.0-Buchse verglichen: Der Klangunterschied ist erschreckend groß!
Beispiel:
Über den 3.1-Ausgang sitzen Sie vor dem Jan Garbarek-Stück und fragen sich plötzlich, ob das überhaupt ein Saxophon ist, was Sie da hören. Es könnte genau so gut eine “große Klarinette” sein, bei manchen Tönen auch eine Oboe oder noch etwas ganz anderes. Testen Sie es selber. Es ist unüberhörbar. Und als Besitzer eines PrimeMini 5 können Sie das demnächst ja auch ganz einfach bewerkstelligen. 🙂