Sie befinden sich hier: Startseite » Streaming » Audiophile Switches
MELCO-S100 hinten

Audiophile Switches

Audiophile Switches

Audiophile Switches

Eigentlich …
handelt es sich bei Switches ja um Netzwerk-Verteiler, die man nur dann braucht, wenn der Router nicht genug Anschlüsse hat. Und der Begriff audiophile Switches wirft logischerweise Fragen auf.

Entgegen dem Wort-Ursprung „Switch“ (also „Schalter“) schaltet so ein Switch aber gar nicht, sondern er sorgt dafür, dass alle angeschlossenen Geräte jederzeit zu allen anderen Geräten eine Verbindung aufbauen können. Ein Router schickt eben immer alles an alle und jeder kann sich nehmen, was für ihn gedacht ist.
Genau das gefällt vielen Entwicklern von audiophilen Switches ganz und gar nicht. Am liebsten würden Sie uns einen audiophilen Switch mit nur einem Eingang und einem Ausgang anbieten. Aber das wäre ja kein Switch mehr und wir müssten für jedes einzelne Netzwerkgerät ein eigenes Teil kaufen. Also bleiben wir dann doch besser bei unseren üblichen audiophilen Switches  – einer für alle – oder?

Switch Switch 

Hinweis:
Die Grundlagen zu einem audiophilen Heimnetz lesen Sie bitte in diesem Bericht:  Das audiophile Heimnetz.

Wie macht eigentlich ein audiophiler Switch den Klang besser?

Ein paar Erklärungsversuche:

Ein audiophiler Switch macht nichts “besser”, er sorgt einfach nur dafür, dass der Klang nicht schlechter wird. Dass und wie sehr er schlechter wird – das hören wir, wenn wir einen dieser audiophilen Switches verwenden.

Silent Angel setzt "Absorberfolien" ein
Silent Angel setzt “Absorberfolien” ein

Die oben gezeigte Abbildung (Klicken zum Vergrößern) zeigt zum Beispiel, wie Silent Angel mit Absorberfolien Störungen mindert.
Melco hat ein aufwändiges Verfahren entwickelt, mit dem man dafür sorgt, dass an den Audio-Ausgängen auch nur Audio-Signale passieren dürfen.
Innuos setzt auf eine audiophile Stromversorgung und setzt einen 3ppb 25MHz OCXO-Oszillator ein.

Alles passiert nur mit dem Ziel, dafür zu sorgen, dass der Klang nicht schlechter wird.

Die Switch- Auswahl

Erste Gruppe:
Netgear GS108GE für 30,- €
Silent Angel Bonn N8 
Chord English Electric N8

Zweite Gruppe:

SoTM nHG 10G mit 12V und Vorbereitung für eine externe Clock
Melco S100
Innuos PhönixNET

Hörtest

Mir machen Hörvergleiche zwar nach wie vor viel Spaß, aber bei diesem Testfeld habe ich schon etwas länger nach einer Lösung gesucht, um die Ergebnisse schnell greifbar und eindeutig werden zu lassen.

Ich musste mir etwas “Kompliziertes” aussuchen. Längere, vertiefende Hörsitzungen könnten ja später noch folgen.

Ich höre Silje Nergaard mit “Be Still My Heart”.

Ich wähle diesen Titel, weil:
… ich gar nicht das ganze Stück höre, sondern nur das Piano-Intro.
… er mir von Anfang an einen Aufnahmeraum (Konzertsaal) zeigt.
… er die Präsenz des Publikums nicht verleugnet.
… er bei 1:39 eine „schwierig wiederzugebende Stelle“ aufweist,
… er bei etwa 2:30 schnell ins „Klimpern“ abrutschen kann und diese Phase die Zuhörer je nach Wiedergabequalität polarisiert.

PrimeMini direkt mit einem Furutech NCF LAN 8 an der Fritz!box angeschlossen.

Furutech LAN 8 NCF  Netzwerkkabel
Furutech LAN 8 NCF  Netzwerkkabel

Man muss dazu wissen, dass ich schon seit Jahren audiophile Switche einsetze und schon ewig nicht mehr ohne Switch gehört habe. Aus diesem Grund fällt mein Ergebnis wohl ein wenig heftiger und vernichtender aus als bei jemandem, der bisher noch nie mit einem audiophilen Switch gehört hat.
Wenn die Mikros hochgezogen werden, tut sich zwar ein Raum auf, aber er geht nicht in die Tiefe und bleibt mit rechts-links, oben-unten lediglich zweidimensional. Man hört eine Klavier-Wiedergabe, über die man nicht weiter nachdenkt. Es ist halt “irgend ein” Klavier und da spielt “irgend jemand” “irgend ein” Stück.
Das Stück stammt vom Album „Live in Cologne“,  aber die Wiedergabe kann mich nicht in diesen Saal hinein versetzen. Ich bleibe zuhause auf meiner Couch.

Bei 1:39 höre ich keine „schwierige Stelle“. Das Geklimper bei 2:30 dagegen schon. Es tut fast weh in den Ohren. Klingt wie so ein Kinderklavier von Schröder. 🙂

Netgear

Netgear
Netgear

Ich mache es kurz: Der Netgear – selbst über ein Keces P8 betrieben – ist klanglich so überflüssig wie nur was. Zwar stellen sich leichte Veränderungen ein – aber wirklich besser wird hier nichts.
Klemmen wir lieber unseren ersten audiophilen Switch an.

Silent Angel Bonn N8 mit Forrester F1-Netzteil aus dem gleichen Hause.

Bonn N8
Bonn N8

Was sofort auffällt:  Der Raum hat plötzlich Tiefe – Dreidimensionalität.
Es fällt mir zwar immer noch schwer zu sagen, ob die Mikros das Klavier mit dem Publikum im Rücken aufgenommen haben oder umgekehrt – aber ich habe sofort das Gefühl, mich in einem Saal zu befinden.

Man weiß ja aus Erfahrung, dass man in großen Räumen oft Probleme hat, etwas orten zu können, das ist ganz normal. In diesem Punkt sind wir High-Ender „über-verwöhnt“ – soll heißen:  Manche Tonmeister schaffen hier eine künstliche akustische Präzision, die es real so gar nicht gibt. „Im richtigen Leben“ haben wir eben nur zwei Ohren, können nicht auf Stützmikrofone zurückgreifen und einzelne Instrumente räumlich da positionieren, wo wir sie gerne hätten.
Aber das ist mir gerade alles ziemlich egal. Der Bonn N8 versetzt mich in einen Konzertsaal – das ist doch schon mal was.
Auch das Klavier wird breiter und stabiler abgebildet.
Was aber von viel größerer Bedeutung ist:
Man hört nicht mehr einfach nur ein „Ping“ wie bei „Jagd auf Roter Oktober“, sondern man bekommt mehr als nur angedeutet, wie sich ein Klavierton aufbaut und dass er aus unterschiedlichen Klängen besteht.

Bei 1:39 höre ich diese Verzerrungen und das Geklimper (sorry) wird erträglicher. Selbst die höchsten Klaviertöne erhalten so etwas wie einen zumindest angedeuteten Körper.

Fazit:
Ob man an einem Silent Angel Bonn N8 alle seine Netzwerkgeräte betreibt oder nur seinen Streamer (wie ich hier gerade) – man muss anerkennen, dass die Entwickler von Silent Angel eine wichtige und gute Arbeit geleistet haben, denn der Unterschied zwischen mit und ohne Bonn N8 ist in etwa so wie zwischen einer .flac- und einer .mp3-Datei. Für die einen also gewaltig und für die anderen nicht existent.

Chord English Electric N8 – ebenfalls am Forester F1

Chord EE N8
Chord EE N8

Schnell wird klar – es gibt einen Klangunterschied zum Bonn N8!
Aber klingt es jetzt besser oder schlechter?
Der Chord legt eine auffällige Harmonie über das Klavierspiel. Was bei einem Klavierstück – und vor allem bei dem hier von mir auserwählten Titel, nicht unbedingt von Vorteil sein muss. In der Phase um 2:30 schafft es der Chord, uns einen „schöneren“ Klang darzubieten, was mir hier aber zu sehr geschönt daher kommt.
Das Nervende, dieses fast Schmerzhafte ist zwar deutlich gemildert, aber dadurch wird es nicht besser, nicht erträglicher. 

Mir wird klar, dass ich hier einen Titel ausgesucht habe, der das Ergebnis für den Chord nicht gut aussehen lässt und ich starte bewusst ein paar weitere Stücke aus meiner Playlist. Und bemerke, dass der Chord es tatsächlich gerne “schön” macht.
Ich werde mein Leben lang nicht verstehen, wieso z.B. die meisten Aufnahmen von Sting so flach und körperlos daherkommen. Der Mann hat doch Kohle ohne Ende! Wieso nimmt er nicht besser auf?

Nehmen wir als Beispiel mal:  Fields of Gold.
Hören Sie sich das im Original an.
Und dann starten Sie „Terre d`oru“ von „I Muvrini“ (da singt Sting sogar mit!). Bereits nach 10 Sekunden werden Sie mir bestätigen, dass I Muvrini das einfach viel „satter“ – mit mehr Körper und mehr Harmonie aufgenommen hat.
Und genau wie ich es erwartet habe, legt der Chord hier die Messlatte sofort für alle anderen Switches ein Stück höher. So klingt selbst das Original von Sting angenehm. Ich könnte mir also gut vorstellen, dass der Chord besser die Hoffnungen mancher Käufer auf eine Klangverbesserung erfüllt als der Bonn.
Am Ende darf dann darüber gestritten werden, ob der Chord „richtiger“ oder nur “schöner” klingt als der Bonn, aber das muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden.

SotM sNH-10G mit sCLK-EX & Masterclock-Eingang connector Einbau, 12V-Version

SotM sNH-10G
SotM sNH-10G

In der mir vorliegenden Ausstattung hat der geneigte Käufer mal locker das Vierfache vom Chord-Preis hinzublättern. Wird man das klanglich rechtfertigen können?
Antwort:   Mehr als man es für möglich halten kann.

Melco S100
Melco S100

… und nach dem Hören aller drei teuren Switches komme ich zu folgender Feststellung:
Jeder dieser drei Switches zeichnet ein etwas anderes Bild vom Aufnahmeraum auf, aber alle drei schaffen es, mir sofort das Gefühl zu geben, einen schicken Anzug zu tragen und auf einem gepolsterten Konzertstuhl zu sitzen. Ich spüre diese Atmosphäre und befinde mich am Ort des Geschehens – und nicht einfach zuhause auf der Couch.

Der größte Unterschied zu den günstigeren Switches zeigt sich an den schnellen Fingerläufen. Gerne spricht man hier von „perlenden“ Fingerläufen. Hat man das einmal mit einem SotM-, Melco- oder Innuos-Switch gehört, begreift man, dass zum Perlen vor allem Kraft dazugehört.

Innuos PhönixNET
Innuos PhönixNET

Mit diesen drei Switches wird uns nichts „Ineinanderfließendes“ vorgesetzt, geschweige denn etwas “Zugeschmiertes” – hier reihen sich die einzelnen Töne tatsächlich wie Perlen aneinander. 

Die Verzerrungen bei 1:39 entpuppen sich als schwierig wiederzugebende Stelle – aber wir bemerken sie nur, wenn wir gezielt auf sie achten. Alle drei Switches schaffen es, diese Stelle fast zu 100% zu bereinigen.

Die unglaublichste Verwandlung aber erfährt das von mir in meinem Bericht oft so schändlich als Geklimper bezeichnete Klavierspiel bei 2:30. Tord Gustavsen (und natürlich auch Steinway) mögen mir diese Ausdrucksweise in meinem Bericht verzeihen.

Klar und deutlich werden diese hohen Klaviertöne nun aus unterschiedlichen akustischen „Modulen“ zusammengesetzt.
Ich höre die Taste und damit ein festes, massives Material. … bin mir sicher, dass ich da Elfenbein höre. Ich höre die Hebel im Inneren des Klaviers. Ich höre, wie die Hämmer auf die gespannten Saiten schlagen, höre die Saiten schwingen und wie sich jeder einzelne Ton in diesem mächtigen hölzernen Instrument körperhaft aufbaut, bevor er aus dem geöffneten Flügel seinen Weg zum Publikum antritt.

Wer kein Klavier mag, der wird durch diesen Titel sicher nicht umgestimmt werden können, aber wer eine realistisch wirkende Wiedergabe mag und sich fragt, was denn mit so einem teuren Switch großartig anders klingen könnte – der ist aufgerufen, sich diesen Bereich des Titels anzuhören. 

… und mitzuerleben, wie aus einem Geklimper ein erstaunliches und absolut überzeugendes Klang-Ereignis werden kann. Im Fluss der Melodie wird man sich immer sicherer, dass der Pianist an dieser Stelle gar nichts anderes hätte spielen dürfen. Ob man es mag oder nicht.
Und man versteht, was so einen Steinway so teuer macht.

Klangliche Eigenarten

Wer sich jeden Hauch einer „Verschönerung“ verbittet und eine sachlich korrekte und hochwertige Wiedergabe erwartet, der wird am ehesten zum SotM greifen.
Ihn schließt man an und er sorgt dafür, dass die Signale sauber, korrekt und richtig dort ankommen wo sie hin sollen. Er geht dabei so unspektakulär und unauffällig zur Sache, dass er in uns immer wieder die Frage erzeugt, wieso wir ihn überhaupt verwenden. Die Antwort erhalten wir, wann immer wir ihn aus der Kette verbannen.

Und ein direkter Vergleich zu den günstigeren Switches von Silent Angel und Chord lassen ihn dann auf einmal doch noch ein wenig „glänzen“.

Sowohl Melco als auch Innuos scheinen dagegen ihren Käufern einen musikalischen Bonus zukommen lassen zu wollen. Jeder Ton von ihnen wirkt auf mich irgendwie „wertvoller“. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben. Ich bin mir einfach bewusster, eine hochwertige Wiedergabe zu genießen. 

Ich habe lange Zeit nach Hinweisen darauf gesucht, dass dieser „Bonus“ mit klanglichen Nachteilen erkauft wird.
Habe meine Playlist rauf und runter gehört.
Schönheit auf Kosten von Präzision? Harmonie auf Kosten von Auflösung? Körperhaftigkeit auf Kosten von Analytik?
… nichts dergleichen habe ich feststellen können.

Was am Ende bleibt ist:

Der SotM klingt sachlich, richtig und leistet sich weder Fehler noch Unzulänglichkeiten.
Der Melco steht dem SotM in nichts nach, verwöhnt uns aber zusätzlich mit Glanz und Schönheit.
Der Innuos bringt Schönheit, Akkuratesse und Kraft zusammen, was vor allem an den perlenden Fingerläufen deutlich wird.

Einen Fehler macht man mit keinem der Switches. Wer sich alle drei anhört, der wird ihre Unterschiede wahrnehmen können und daher ganz sicher sehr schnell seinen Favoriten finden. Aber eines will man nach einer solchen Hörsitzung ganz sicher nicht mehr:  Ohne einen guten Switch in der Kette Musik hören. Selbst dann nicht, wenn man eigentlich überhaupt keinen Switch braucht.

Welche Priorität sollte man dem Switch-Kauf zuteilen?

Es gibt wohl in den meisten Ketten Komponenten, Kabel oder Stecker, die das Gesamtergebnis stärker beeinflussen werden, wenn man sie austauscht. Wer gerade dabei ist, neue Komponenten zu kaufen, macht vielleicht dennoch nichts verkehrt, an dieser Stelle schon mal die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die Geräte uns auch zeigen können, was sie klanglich drauf haben. Im Rahmen einer Umstellung auf HRA-Streaming sollte der Erwerb eines Switches mit zum Pflichtprogramm gehören. Wenigstens den Bonn N8 sollte man sich zulegen.

Warenkorb
Nach oben scrollen