Klingt USB 2.0 besser als USB 3.0?
Klingt USB 2.0 besser als USB 3.0?
In meinem Bericht „Klingt USB 2.0 besser als USB 3.0?“ will ich versuchen, ein wenig Klarheit in diese Frage zu bringen, mit der ich in letzter Zeit immer wieder konfrontiert wurde.
Lange – zu lange – habe ich mir ungeprüft Sätze angehört wie:
„Zum DAC hin arbeiten wir selbstverständlich mit einer USB 2.0-Schnittstelle! 3.0 klingt ja nicht!“.
Kann das sein?
Geht es hier etwa nicht wie sonst immer um das letzte Quäntchen an Leistung?
Wieso sollte eine bessere, neuere, leistungsfähigere Schnittstelle klanglich schlechter sein als die ältere, langsamere, schlechtere?
Befragt man Fachleute zu diesem Thema, bekommt man eine Menge Gründe für dieses Phänomen geliefert – aber noch viel öfter die Aussage, dass es sich bei dieser Behauptung um Blödsinn handelt.
Mal ist da von deutlich höherem Jitter die Rede, von miesen Kabelaufbauten und Spannungsschwingungen. Die höheren Übertragungsfrequenzen sollen störanfälliger sein, sogar selber Störungen erzeugen und vieles mehr.
Den Bewies dafür will man in der Tatsache finden, dass die Hersteller hochwertiger DACs keine USB 3.0-Schnittstellen verbauen und Kabelhersteller keine guten USB-3.0-Kabel anbieten.
Genau diese Tatsache ließ mich aufhorchen und ich machte mich auf die Suche nach audiophilen USB 3.0-Kabeln. Doch ich habe keins gefunden.
Man könnte jetzt also sagen: „Siehste! Wieder ein Beweis mehr!“.
Schluss mit Fragen und mit Spekulationen.
Was weiß ich aus eigener Erfahrung?
Nehme ich ein gutes USB 2.0-Kabel wie z.B. mein Lieblingskabel, das audioquest Diamond, kann ich das an USB 2.0-Ports genau so anschließen wie an USB 3.0 Ports. Ohne dass ich bisher einen klanglichen Nachteil wahrgenommen hätte.
Allerdings hatte ich bisher auch keine Komponente, die mir für den Anschluss an den DAC beide Ports angeboten hat. Es war halt immer „entweder – oder“.
Im IT-Bereich ist es natürlich Unsinn, zwei USB 3.0-Ports mit einem USB 2.0-Kabel zu verbinden, im Audiobereich allerdings keinesfalls. Die Übertragung der Audiosignale benötigt die höhere Leistungsfähigkeit der USB 3.0-Verbindung heute noch nicht. Also ist es in Ordnung mit einem 2.0-er Kabel zu arbeiten.
Am Ende bleibt immer noch die Frage offen:
Was klingt denn jetzt wirklich besser?
Das zu testen war gar nicht so ganz einfach, denn ich brauchte dafür eine Komponente, die mit beiden Schnittstellen ausgestattet ist.
Findet man beide Ports an einem Gerät – ist der USB 2.0-Port für die Verbindung zum DAC gedacht und der 3.0-er als Datenverbindung zur externen Festplatte.
Der Nucleus von Roon hat z.B. ausschließlich USB 3.0-Ports. Alle anderen Geräte, die mir zur Verfügung standen boten mir nur USB 2.0 Schnittstellen.
Also blieb mir nichts anderes übrig, als den PrimeMini 4 aufzuschrauben.
Die fest nach außen geführten Ports sind wie beim Roon Nucleus auch ausschließlich 3.0-er Ports. Auf dem Mainboard gibt es aber zwei USB 2.0 Steckplätze.
Ich bestellte mir eine passende „Peitsche“ und zog das Kabel durch das Antennenloch des Mini 4.
Nach der Aktivierung des Ports im BIOS sollte einem Klangvergleich nichts mehr im Wege stehen.
Start-Aufbau
PrimeMini 4 von Prime Computer CH
audioquest Diamond USB-2.0 Kabel
DAC992 von Progressive Audio
audioquest Wind XLR-Kabel
Extreme III aktiv von Progressive Audio
Alle Stromkabel: Furutech DPS 4.1
Erster Durchgang:
Ich verwende den fest verbauten USB 3.0-Ausgang des PrimeMini 4 und höre mir meine üblichen Titel an, die ich oft verwende, wenn ich mich auf harte Kopf-an-Kopf-Rennen einstelle.
Particia Barber – My Girl, Leontyne Price – Il Trovatore, Keith Jarret – Köln Concert.
Ich kenne dieses Klangbild – ich führe damit seit einiger Zeit vor.
Zweiter Durchgang:
Ich verwende den USB 2.0-Port mit der von mir installierten „Peitsche“.
My Girl
Der Bass ist deutlicher, fokussierter dargestellt, hat mehr Dynamik. Die Stimme klingt natürlicher, der Raum wird realistischer dargestellt, man „sieht“ mehr Luft im Raum.
Der Lungendruck einer Leontyne Price steigt gefühlt um einige Bar. Die Bühne wirkt größer.
Keith Jarret hat deutlich mehr Kraft in seinen Fingern.
Fazit:
Man muss keine Fledermausohren besitzen, um mitzubekommen, dass diese USB 2.0-Schnittstelle der 3.0-er klanglich überlegen ist. Ich bin wirklich froh, mir diesen preisgünstigen Adapter von Delock für 3,07 € bestellt zu haben. Nie war ein Klangtuning günstiger als dieser.
Also die USB 3.0-Schnittstelle ist hiermit für mich als Verbindung zum DAC obsolet.
Dritter Durchgang
Sollten also diejenigen Recht haben, die der 3.0-er Schnittstelle einen höheren Jitter vorwerfen? Oder spielten da noch viel mehr Faktoren eine Rolle?
Der Innuos Phönix kommt ins Spiel
Ich beschloss, das Signal vom PrimeMini 4 zunächst zum Phönix von Innuos zu leiten und von dort weiter zum DAC992. Der Phönix verhindert Jitterprobleme in der USB-Verbindung. Hierzu speichert er die empfangen USB-Signale in einem Zwischenspeicher, baut sie ganz neu auf und schickt sie erst dann weiter an den DAC.
Wenn also die USB 3.0-Schnittstelle unter höherem Jitter leiden sollte, müsste sich das Problem mit dem Phönix beseitigen lassen.
Und tatsächlich, mit dem Phönix spielte der USB 3.0-Port sogar auf höherem Niveau als der 2.0-er Port ohne Phönix.
Alles, was der 3.0 Schnittstelle gefehlt hatte, war schlagartig da. Vor allem die Natürlichkeit der Stimmen wusste zu überzeugen. Das war große Klasse!
Vierter Durchgang
Nun sollte der 2.0-er Port natürlich auch seine Chance kriegen und am Phönix zeigen was in ihm steckt.
Doch der erwartete -erneute- Klangabstand ließ sich nicht einstellen. Es gelang ihm zwar mühelos, an das Ergebnis des 3.0-er Ports aufzuschließen und möglicherweise hatte er hier am Ende die Nase auch noch eine Winzigkeit weiter vorne – aber in dieser Konstellation die 3.0-er Schnittstelle als Verlierer darzustellen, das wäre definitiv nicht in Ordnung.
Fazit:
Ja – USB 2.0 klingt tatsächlich besser als USB 3.0!
Haben Sie an Ihrem Gerät die Auswahl zwischen diesen beiden Ports, nehmen Sie unbedingt den 2.0-er Port für die Verbindung zum DAC.
Bietet Ihnen Ihre Komponente ausschließlich USB 3.0-Ports, dann sollten Sie vielleicht darüber nachdenken, ein Gerät wie den Innuos Phönix dazwischen zu schleifen.
Da auch die 2.0-er Schnittstelle von ihm profitiert hat und die verschiedenen Geräte in meiner Ausstellung sicherlich unterschiedlich hohen Jitter erzeugen werden, wird der Phönix wohl ab sofort grundsätzlich zu meiner „USB-Schleuse“ werden.
Und ich muss jetzt einen Weg finden, Prime Computer davon zu überzeugen, mir in die nach Deutschland importierten Minis einen USB 2.0-Anschluss fest zu verbauen, denn so ist mir das zu sehr “gebastelt” 🙂