Mytek Brooklyn Amp+
In dem folgenden Bericht geht es um den Mytek Brooklyn Amp+.
… und diesen kleinen Verstärker sollten Sie unbedingt mal kennen lernen!
Der Mytek Brooklyn Amp+ ist kein gewöhnlicher Verstärker.
Und seitdem ich ihn gehört habe, versuche ich mir in meinem Kopf eine Zielgruppe aufzubauen.
Was nicht einfach ist.
Der Brooklyn Amp+ kostet nämlich „nur“ 2.495,- €.
„Nur“ deshalb, weil er klingt als würde er drei mal so viel kosten.
Aber die Kenner, die das selber beurteilen können, sind solch einen Klang zu diesem Preis nicht gewohnt und fischen daher definitiv in höheren Preislagen. Die kommen als Käufer eher nicht in Frage.
Die jedoch, die mit 2.495,- € an ihre Budgetgrenze gehen müssen, die werden wohl noch kaum etwas von Mytek gehört haben. Geschweige denn Mytek zu den etablierten Marken zählen, die man laut Bestenliste unbedingt kaufen muss.
Selbst ich als Händler habe diese Marke ja bisher mit Missachtung gestraft.
Der Grund: Es gab keinen Vertrieb in Deutschland.
Das hat sich nun geändert. ATR kümmert sich ab sofort um die Marke Mytek.
… und wenn die das gut machen, dann wird es hier wohl schon bald niemanden mehr geben, der mit der Markle Mytek nichts anfangen kann – da bin ich mir sicher.
Der Mytek Brooklyn Amp+
… ist ein Endverstärker, kein Vollverstärker.
Man braucht also noch eine Vorstufe – oder vielleicht ist man ja auch schon auf eine Streaming-Lösung umgestiegen!?
Ein PrimeCore Audio A7 und ein Liberty II wären jedenfalls die perfekten Zuspieler für den Brooklyn Amp+.
Entdecke die Möglichkeiten …
Theoretisch schließt man ja eine Endstufe an und hört dann Musik. Fertig.
Praktisch jedoch, wartet der Brooklyn Amp+ mit ein paar ungewohnten Varianten auf.
Gehen wir doch mal auf die verschiedenen Anschlussmöglichkeiten ein:
Mytek Brooklyn Amp+ im Stereo-Betrieb:
Wie Sie erkennen können, benötigen wir zwischen den Mittel-/Hochton-Terminals und denen für den Bass so genannte “Brücken”. Achten Sie bitte darauf, die eine Litze (z.B. Minus/schwarz) an ein Mittel-Hochton-Terminal anzuschließen und die andere Litze (Plus/rot) an ein Bass-Terminal. Nur so müssen beide Wege jeweils über die “Brücke” und nur so wird das Klangbild harmonisch. Es sei denn, Sie haben bewusst Brücken mit einem ganz bestimmten Klangbild ausgewählt und wollen damit z.B. den Bass abschwächen.
Brooklyn Amp+ im Bi-Wiring-Betrieb:
Für diese Betriebsart müssen wir die Brücken entfernen und klemmen jeweils zwei Kabel an jeden Terminal des Brooklyn-Amps. Tipp: Wenn Sie den einen Kabelsatz mit Kabelschuhen und den zweiten Satz mit Bananas konfektionieren, passt das wunderbar.
Brooklyn Amp+ im Doppel-Mono-Betrieb:
Stellung der DIP-Switches: 1, 7 und 8 nach unten (=on)
Im Mono-Betrieb nutzt man an beiden Endstufen jeweils den linken Eingang und lässt den rechten Eingang ungenutzt. Als Ausgang nehmen wir beide roten (!!) Anschluss-Terminals. Dabei ist zwingen zu beachten, dass beide Lautsprecher identisch angeschlossen werden – also jeweils rot vom linken Kanal als Plus und rot vom rechten Kanal als Minus. Wird das an einer Endstufe vertauscht, laufen die Boxen ausser Phase – das führt zu einem sehr diffusen Klangbild!
Brooklyn Amp+ im Bi-Amping-Betrieb:
Stellung der DIP-Switches: 1 und 7 nach unten (=on)
In dieser Betriebsart nutzen Sie wieder an beiden Endstufen nur den jeweils linken Eingang. Der rechte Eingang bleibt ungenutzt. Nach entsprechender Umstellung der DIP-Schalter werden nun die Eingangssignale stereophon auf beide Kanäle gelegt. Das eine Lautsprecherkabel (vom linken Kanal) schließen wir dann nur an die Mittel-/Hochtöner an und das zweite an den Bass. Hierbei ist es nicht relevant, ob Sie das an beiden Lautsprechern identisch machen oder abweichend. Genau genommen erhalten wir ja durch diese Schaltung vier identische Endstufen.
Vor- und Nachteile:
Beim Brücken (Doppel-Mono) steigern wir die nutzbare Kraft des Verstärkers und verdoppeln sie. Zwei Verstärkerzüge im Brückenmodus arbeiten wie zwei Arbeiter an einer Bügelsäge. Dieser Modus ist dann gut, wenn Ihre Lautsprecher „gefräßige Monster“ sind – oder fachmännischer ausgedrückt: Einen sehr niedrigen Wirkungsgrad haben oder von der Elektronik besser kontrolliert werden wollen. Auch Lautsprechersysteme wie eine Transmission-Line-Box können davon deutlich profitieren.
Braucht Ihr Lautsprecher aber gar nicht wirklich viel Kraft, kann er im Brückenbetrieb auch schnell zu hart und unausgewogen klingen.
Dann kann der Bi-Amping-Modus von Vorteil sein.
In dieser Betriebsart nutzen wir lediglich die Verstärkerkraft, die uns auch im Stereo-Betrieb zur Verfügung steht. Allerdings geben wir beiden Verstärkerzügen (rechts und links) die Chance, sich auf einen der Wege abzustimmen.
Tiefe Töne haben niedrige Frequenzen, die Signale wechseln also verhältnismäßig langsam die Flussrichtung. Um die Bass-Chassis der Lautsprecher kontrollieren zu können, muss aber entsprechend viel Energie fließen.
Hohe Töne haben hohe Frequenzen, die Signale wechseln also extrem schnell die Flussrichtung.
Um sie korrekt anzusteuern, ist keine hohe Energie erforderlich, aber Schnelligkeit und Kontrolle.
Muss sich ein Verstärker um beide „Wege“ kümmern, beeinflussen sie sich gegenseitig.
Das zu verhindern, gelingt deshalb einem Aktiv-Lautsprecher deutlich besser. Er hat für jeden „Weg“ einen eigenen Verstärkerzug. Und so etwas können wir jetzt eben auch mit dem Brooklyn Amp+ bewirken. Wir machen also aus einem passiven Lautsprecher quasi einen aktiven. Vorausgesetzt natürlich, er ist mit Bi-Wiring-Anschlüssen ausgestattet.
Eine Zwischenlösung stellt der Bi-Wiring-Betrieb dar. Hierbei führen lediglich zwei Kabelsätze vom Verstärker zu jedem Lautsprecher. Auf der Verstärkerseite bleibt also alles vergleichbar mit dem Stereo-Betrieb, aber die Kabelwege werden entsprechend aufgetrennt.
Man muss schon ein wenig experimentieren um herauszufinden, welche Betriebsart am besten zu seinen Lautsprechern passt. Mit dem Mytek Brooklyn+ stehen Ihnen alle Varianten zur Verfügung.
Unboxing
Hat man die Leistungsangaben gelesen, glaubt man beim Auspacken, nur das Netzteil für den Verstärker gefunden zu haben. Tatsächlich ist das dann aber schon die komplette Endstufe.
„Niedlich“ will man sagen.
Auf der Rückseite finden wir dann sowohl RCA-Eingänge als auch symmetrische (XLR) und natürlich die beiden Lautsprecherterminal.
Sie ärgern mich allerdings ordentlich.
Es ist toll, dass sie komplett mit Kunststoff umhüllt sind. Aber wer um alles in der Welt ist auf diese Idee gekommen, die Löcher für die Kabelschuhe nach oben zeigen zu lassen?
Sicher – der Brooklyn Amp ist so niedrig, dass nach unten nicht wirklich Platz ist für Kabelschuhe. Aber nach oben zeigend sieht das doch auch total Meschugge aus, oder?
Geht man bei Mytek davon aus, dass sie als Monoblöcke neben den Lautsprechern auf dem Boden stehen und dann die Kabel gleich hoch zu den Boxen führen? Oder glaubt man, dass Bananas sowieso die besseren Verbinder sind?
Keine Ahnung – aber so ist das irgendwie ziemlich doof. Es sei denn, man verwendet 20,- € Lautsprecherkabel mit Mini-Kabelschuhen dran. Es gibt aber auch gut geschützte LS-Terminal bei denen man die Schuhe von unten und von oben einstecken kann!
Ich jedenfalls werde mir extra für den Brooklyn Amp+ Kabel mit Bananas daran anfertigen müssen.
Ansonsten gibt es noch einen achtfachen DIP-Schalter, mit dem man die Modi umstellen kann. Als weitere Besonderheit gibt es noch einen USB-Computereingang für die auf der Mytek-Seite herunterladbare Software.
Wie für Mytek üblich wurde hier also an alles gedacht, was den Spieltrieb eines HiFi-Freaks anregen und befriedigen kann. Hut ab!
Hörtest
Immer wieder bescheinigt man dem Brooklyn Amp+ „analog“ zu klingen oder ähnlich wie eine Röhre.
Naja – sich gegen diese Klischees zu wehren, ist ziemlich sinnlos – verfällt man doch selber auch immer wieder in diese Ausdrucksweise. Einfach – weil ja jeder weiß, was damit gemeint ist.
Ich denke dann immer nur daran zurück, wie es früher mit einem Kieser-Laufwerk oder einem Platin Verdier geklungen hat.
Noch nie habe ich einen CD-Player gehört, der kälter, härter, metallischer oder gar „brutaler“ aufspielen konnte als diese beiden Laufwerke. … wenn man sie denn mit den richtigen Komponenten bestückt hatte.
Jeder dem Klischee entsprechende Analogi hätte sich empört von diesen Plattenspielern abgewendet und sich geweigert, ihren Klang als „analog“ zu bezeichnen.
War er aber.
Genau so habe ich noch das Klangbild einer Beard-Röhrenendstufe im Ohr, die ähnlich kalt und harsch zu Werke ging.
Aber ja – auch ich weiß, was damit gemeint ist wenn man sagt: „Klingt analog – oder wie mit einer Röhre.“.
Und so gesehen stimmen diese Aussagen hier ja auch.
Nur, dass es sich beim Brooklyn Amp+ nicht um eine Röhre handelt.
Zum Glück (!) haben wir es hier mit einem Class-D-Verstärker zu tun – und zwar mit einem vom Allerfeinsten.
Nach einer Stunde Musik mit dem Brooklyn Amp+ ist man geneigt, sich zu fragen: „Wieso kriegen das so viele deutlich teurere Verstärker nicht hin?“.
Mir macht der Brooklyn Amp+ jedenfalls gerade richtig Freude.
Ich höre Imany „Don´t be so shy!“ Live – vom Album „The wrong kind of war“.
Nadia Mladjao überrascht den Hörer mit einer sehr harten, festen Stimme – so gar nicht feminin, die einen sofort in ihren Bann zieht. Mich jedenfalls.
Nach dem Solostart setzt der Chor ein und eröffnet uns eine unglaubliche Bühne nach hinten mit einer tollen Fokussierbarkeit.
Gefolgt von einer Gruppe Trommler, die nach vier Schlägen auf der Trommel einen Schlag Schlegel gegen Schlegel folgen lassen.
Wer schon mal so einer Trommlergruppe zuschauen durfte, der weiß, dass Körperhaltung und übertriebene Bewegungen zum Trommelspiel dazugehören. Das alles macht fast einen militärischen Eindruck.
Und so kann man sich vorstellen, mit welcher Körperspannung die Trommler auf die Trommel schlagen und wie sie bewusst eine übertriebene Geste vollziehen, bevor sie dann hoch konzentriert die beiden Schlegel aneinander schlagen. Es ist nicht ganz einfach, diesem Schlag einen akustischen Körper zu verleihen. Er muss schon „mit Schmackes“ ausgeführt werden.
Gleichzeitig muss aber auch deutlich zu hören sein, dass es sich um Stäbe aus Holz handelt und nicht aus Plastik oder Metall.
Zugegeben – es ist nur eine winzige Kleinigkeit und man darf mich zu Recht als „pingelig“ bezeichnen, dass ich auf so etwas Wert lege. Aber hören Sie sich das doch einfach mal an.
Manchmal klingt es, als hätten die Trommler ihre Stöcke mit Stoff umwickelt, als würden sie sich nicht richtig trauen, sie gegeneinander zu schlagen. Verhangen, träge, müde, langweilig.
Mit anderen Worten: Ganz, ganz weit weg von einem militärisch anmutenden Drill und damit ganz ganz weit weg von der Realität.
Manchmal klingt es aber auch einfach nur wie ein „Klick-Geräusch“. Nichts – deutet darauf hin, dass hier jemand zwei Trommelstöcke aneinander schlägt.
Jeder, der hört, wie genial „richtig“ der Brooklyn Amp+ das hinbekommt – zu diesem Preis – der wird wohl ein wenig ängstlich daran gehen, sich das mit dem eigenen Equipment anzuhören.
Angespornt von dieser Feststellung wähle ich ein zweites kritisches Stück.
Ich höre „Dot“ von Dal:um
Bei Dal:um handelt es sich um ein weibliches Musikduo aus Seoul, das die Klangmöglichkeiten der bekanntesten traditionellen Saiteninstrumente Koreas herausfordert: Gayageum und Geomungo.
Diese beiden jungen Frauen zaubern aus diesen für westliche Ohren sicher gewöhnungsbedürftigen Instrumenten Dynamiksprünge, die einen zusammenzucken lassen. Dabei scheinen sie die Saiten bis kurz vor dem Zerreißen zu spannen und dann „schnacken“ zu lassen.
Für mich ist wichtig, dass sämtlich zu hörende Resonanzen die der Instrumente sind. Zu keiner Zeit und bei keiner einzigen Frequenz darf das Lautsprechergehäuse zum Instrument werden und selber “dröhnen”.
Das Zusammenspiel aus den sehr direkten Dynamiksprüngen und dem Nachhall im Aufnahmeraum verzaubert den Hörer und lässt ihn überraschend lange bei dieser ungewöhnlichen Musikrichtung verweilen. Es ist einfach extrem interessant, den beiden zu lauschen.
Der Brooklyn Amp+ hat hier bei keiner einzigen gestellten Aufgabe auch nur beginnende Schwächen. Extrem souverän meistert er sowohl die Wiedergabe der Resonanzkörper, die des Aufnahmeraumes und die extremen Dynamiksprünge. Sauber und frei von jeder Art von Artefakten, die sich eine Elektronik ja schon mal gerne erlaubt.
Fazit:
Zwei klangliche Überraschungen in einer Woche erlebe auch ich selten. Vor allem, wenn es um eine Preisklasse geht, von der ich angenommen habe, dass ich mich da nie wieder mit befassen muss.
Aber diese beiden Perlen – der Liberty II-DAC und der Brooklyn Amp+ – die darf man einfach nicht unbeachtet lassen, wenn man Musik um ihrer selbst Willen mag und nicht, um damit Geld zu verdienen oder nur vor anderen anzugeben.
Diese beiden Myteks gehören zu dem Leckersten, was mir in letzter Zeit untergekommen ist. Vor allem im Hinblick auf die unglaublich niedrigen Preise.
… und ich habe das Gefühl, dass da noch ein paar Dinge mehr auf mich warten.