Klangunterschiede bei Digitalkabeln
Ein gut gemeintes Wort vorab:
Seit gut 40 Jahren kennen wir zum Thema „Klangunterschiede durch Kabel“ die eine und die andere Meinung.
Als man sich noch alles von den Profi-Musikern abgeguckt hat und ein gerade mal 60 Pfennig teures RG58 (das Mikrofonkabel) als klanglichen Geheimtipp zuflüsterte, waren beide Lager noch vereint.
Als dann aber die einen etwas von Skin-Effekten erzählten und bereitwillig Hundert Mark oder mehr für ein Cinch-Kabel ausgaben, kam es zu einer Trennung der Gemüter, die bis heute anhält.
Schon lange sind einige Ursachen für die Klangunterschiede bekannt. Vieles ist aber immer noch unerforscht und gibt viel Raum für Theorien.
… leider auch für Scharlatanerien.
Die einzige funktionierende Methode ist deshalb heute, sich etwas anzuhören und dann für sich selber zu entscheiden, welchen Betrag für welchen Zugewinn man ausgeben will.
Die enorme Aggressivität, mit der diese Kabel-Diskussion zum Teil geführt wird, hat überhaupt nichts mit der Sache an sich zu tun.
Diese stark emotionale Beteiligung ergibt sich allein aus der Tatsache, dass sich beide Lager gegenseitig der Dummheit bezichtigen.
Die einen sind so dumm, sich etwas unsinniges, teures aufschwatzen zu lassen, und die anderen sind zu dumm, selbst die deutlichsten Klangunterschiede hören zu können.
Solche Aussagen müssen beide Seiten ja wütend machen.
Und Wut ist nicht gerade ein guter Antrieb, sich dem anderen Lager freundlich und neugierig nähern zu wollen.
Und deshalb werden uns diese unter die Gürtellinie gehenden Diskussionen auch wohl noch begleiten, wenn der Mensch schon längst in der Lage ist, schwarze Löcher im Weltall für Zeitreisen zu benutzen.
Sollten Sie zu den Kabelklang-Gegnern gehören, empfehle ich Ihnen dringend, den nachfolgenden Bericht besser nicht zu lesen.
Für Sie ist er ganz bestimmt “zum Haare raufen”. 🙂
Gibt es Klangunterschiede bei digitalen Verbindungen und Kabeln?
Um das heraus zu finden, habe ich mich für eine Test-Kombi bestehend aus den beiden neuen Modellen Aries G2 (Streaming-Transport) und Vega G2 (DAC) von Auralic entschieden.
Diese beiden Geräte verfügen über die folgenden fünf digitalen Ein-/Ausgänge:
- AURALIC Lightning Link
- TOSLINK (Lichtleiter)
- USB HS
- COAX (RCA-Digital, Cinch, unsymmetrisch)
- AES (Digital-XLR, symmetrisch)
AURALIC Lightning Link
Die maximalen Abtastraten, die von AURALiC Lightning Link unterstützt werden, sind 384kHz/32Bit und DSD512. Lightning Link verwendet zwar einen physikalischen HDMI-Anschluss, aber es ist weder ein HDMI-Port noch ein I2S-Ausgang.
USB HS (Highspeed)
Die maximalen Abtastraten, die von USB HS unterstützt werden, sind ebenfalls 32Bit/384KHz und DSD512.
TOSLINK (Lichtleiter)
COAX (RCA, Cinch, unsymmetrisch)
AES (XLR, symmetrisch)
Die maximalen Abtastraten, die von diesen drei Verbindungen unterstützt werden, sind 192kHz/24Bit..
Die von mir gewählten Kabel-Anbieter
QED
Dieser englische Hersteller nimmt in Deutschland an Bedeutung immer mehr zu. Ich empfehle die Produkte von QED gerne dann, wenn es so wenig wie möglich kosten darf, aber klanglich so viel wie möglich erreicht werden soll.
SupraCables
„Töfte Jungs“ aus Schweden, die ganz genau wissen, was sie da machen. Sie überraschen nicht nur die HiFi-Szene immer wieder mit erstaunlichen Lösungen, sondern haben sich vor allem in der Video-Welt einen hervorragenden Ruf erarbeiten können, wo es für das „beste Bild“ unverzichtbar ist, dass definierte Werte in den Kabeln exakt eingehalten werden.
Unser Lieblingsartikel ist jedoch das Stromkabel „LoRad“ für etwa 100,- € (für ein fertig konfektioniertes 1.5m-Kabel).
Audioquest
Dieser Hersteller nimmt eine Sonderstellung auf dem Markt ein. Es gibt wohl keinen zweiten, der ein derart breit aufgestelltes Portfolio aufzuweisen hat.
Welches Kabel mit welchen Steckern dran Sie auch immer suchen – wenn Sie es bei Audioquest nicht finden, wird es das auch wohl nicht geben.
Ein Adapter von HDMI auf Gardena?
Nun gut, da muss dann allerdings auch dieser Hersteller passen. 🙂
Außerhalb der Wertung
Seit Jahren führe ich die Kabel von Furutech und von Progressive Audio. Sie dienen mir in diesem Bericht aber nur als Möglichkeit, mich immer mal wieder zu „erden“, also auf den klanglichen Resetknopf zu drücken.
Kann es überhaupt Klangunterschiede bei Digital-Kabeln geben?
„Da müssen einfach nur Nullen und Einsen durchkommen, alles andere ist egal!“
So viel zu der Theorie, die wir selber noch in den 80-er Jahren mit tiefster Überzeugung von uns gegeben haben.
Irgendwann haben wir dann aber alle etwas von einer „Clock“ gehört und von diesem ominösen „Jitter“.
Nein, keinem von der Kokosnuss – der schreibt sich ja mit „R“ – scheint einem aber irgendwie genau so „unseriös“ zu sein, wie die vielen Aussagen über diesen Jitter, oder?
Aber genau der soll wohl die meiste Schuld daran haben, wenn ein Digitalkabel nicht gescheit klingt.
Die einen gehen nun die Frage nach dem passenden Digitalkabel rein wissenschaftlich an und pochen auf den korrekten Wellenwiderstand, die anderen probieren einfach etwas aus.
Was aber nicht immer klappt, weil plötzlich dieser blöde Wellenwiderstand doch nicht stimmt und der DAC uns ein „ERROR“ zeigt, statt seine Arbeit zu verrichten.
Aber sich darüber zu streiten, wer oder was schuldig ist, bedeutet natürlich auch gleichzeitig, längst festgestellt zu haben, dass da manchmal was nicht passt und deshalb eben auch nicht klingt. Also lautet die Antwort:
Ja, es gibt Klangunterschiede bei Digitalkabeln
… und zwar größere, als uns lieb ist.
… und deshalb habe ich mich dazu entschlossen, einige Digitalkabel miteinander zu vergleichen.
Hier ein Blick auf einen Teil (!!) der vielen Testkabel:
Welche digitale Schnittstelle klingt eigentlich am besten?
Bei den QED-Kabeln war die Antwort am ersten Tag ganz einfach:
QED
QED HDMI war am ersten Tag der klare Gewinner
Laut Auralic soll man unbedingt das mitgelieferte Lightning-Link-Kabel verwenden und kein anderes. Aber schon bei meinem ersten Kontakt zu der G2-Serie hat mich diese Strippe keineswegs überzeugen können. Damals war ich mir aber noch nicht sicher, ob es tatsächlich an diesem Kabel lag. Heute kam die Bestätigung.
Das HDMI-Kabel von QED katapultierte die Klangqualität der Kombi um etliche Klassen nach oben. Da ist mehr Druck, mehr Präzision, mehr Gefühl, mehr Raum …
QED TOSLINK
Das TOSLINK-Kabel von QED war für mich die allergrößte Überraschung. Vor dem Test vermutete ich, dass diese Schnittstelle das klangliche Schlusslicht bilden müsste. Bei ihr muss ja das elektrische Signal in Licht und das Licht beim Empfänger wieder in ein elektrisches Signal zurück verwandelt werden. Es gibt also eine zusätzliche Wandler-Stufe und so etwas kann ja gar nicht gut sein.
… es sei denn, unser Kabel muss auf dem Weg zum DAC äußerst ungünstige Wege gehen (sehr lange Strecken, zusammen mit Stromkabeln in einem Leerrohr …).
Ist das nämlich der Fall, gleicht das Lichtleiterkabel den Nachteil der zusätzlichen Wandlung natürlich wieder aus, denn es lässt sich ja bekanntlich von elektrischen Strahlungen oder der Kraft der Induktivität … nicht stören.
Doch in meinem Versuch gab es weder lange Wege noch liefen Kabel parallel – und dennoch lag das TOSLINK- mit dem HDMI-Kabel nahezu gleichauf.
QED USB – COAX (Cinch/RCA) und AES/EBU (XLR)
Alle drei Kabel sackten klanglich im Vergleich zum HDMI-Kabel deutlich ab. Ihr Klang war muffig, verschmiert, glanzlos und teilweise dann doch wieder harsch und nervig. Es machte sich wohl eindeutig bemerkbar, dass sie noch überhaupt nicht eingespielt waren. So war ein fairer Vergleich nicht durchzuführen.
Ich verschob also den weiteren Test und spielte die drei Kabel über mehrere Tage ein.
Danach:
QED AES
Wie eine Schlange hatte sich dieses Kabel in den letzten Tagen klanglich um eine gedachte Linie geschlängelt. Zunächst mit großen Bögen hin zu beiden Seiten, dann wurden die „Ausschläge“ immer sanfter. Auch heute kann ich noch feststellen, dass das Kabel von einem Tag auf den anderen seinen Charakter leicht verändert.
Was die Plastizität, die Analytik, die Durchsichtigkeit und die Luftigkeit des HDMI-Kabels angeht, erreicht das XLR in diesen Disziplinen dessen Level immer noch nicht. Dafür schenkt es uns eine angenehme Wärme, Harmonie und Körperhaftigkeit. Es ist also weder schlechter noch besser, es ist einfach anders.
QED COAX (Cinch/RCA)
Die Aussagen vom XRL-Kabel kann man einfach wiederholen. Ich höre keinerlei Unterschied zwischen diesem RCA- und dem XLR-Kabel und habe das Gefühl, dass sich an dieser Stelle der Vorteil der Symmetrie nicht zeigt.
QED USB
Irgendwie bleibt dieses Kabel hinter den anderen immer noch hörbar zurück. Vermutlich wurde es auf andere Verbindungen hin optimiert, zum Beispiel zum Betrieb an einer externen Festplatte oder einem NAS. Das steht aber heute nicht zur Debatte.
Fazit QED:
Das HDMI-Kabel spielt sich von der ersten Sekunde an nach vorne und bleibt auch dort. Das Toslink ist ihm dabei dicht auf den Versen. Das COAX- und das XLR-Kabel brauchen ein paar Tage, um das gleiche Niveau zu erreichen, belohnen uns dann aber mit einem wunderschönen Klangbild. Das USB-Kabel fällt nach unten raus.
Audioquest
Ich muss zugeben, dass mich die günstige Carbon-Serie zu diesem Zeitpunkt noch nicht sonderlich interessierte hat. Ich war einfach zu neugierig und wollte wissen, was sich tut, wenn wir die Preise deutlich ansteigen lassen und griff gleich zur „Coffee“-, bzw. zur Vodka-Serie.
HDMI Coffee
Das Coffee-HDMI- und das Vodka-TOSLINK-Kabel legten sofort los, als hätten sie einen 100m-Sprint zu absolvieren, die anderen drei richteten sich wohl eher auf einen Marathon ein.
Erneut war Einspielen angesagt.
Für so einen „geduldigen“ Menschen wie mich eine echte Tortur!
Also logisch, dass ich zwischendurch auch ab und zu hinein gehört habe. Und auch hier konnte man wieder die „Schlange“ beobachten, die sich sich um die gedachte Linie gewunden hat.
Heute harsch, dünn und nervös, morgen träge, fett und verhangen …
Nach drei Tagen pro Kabel musste es gut sein.
Und das war es auch.
Allerdings wieder mal mit anderen Ergebnissen, als ich erwartet hatte.
Wünschenswert wäre es ja gewesen, wenn sich die teuren HDMI- und TOSLINK-Kabel den Luxus geleistet hätten, sich in den Punkten Wärme und Körper unseren Wünschen anzupassen. Aber genau das ist nicht geschehen.
Stattdessen legten sie in allen bereits von den QED-Kabeln hervorragend absolvierten Disziplinen noch einmal deutlich eins drauf.
Wärmer – „musikalischer“ klingen – wollten sie nicht.
Worin ich aber auch nach längerem Hören keinen Nachteil entdecken kann.
Man muss sich mal Ed Sheerans „Perfect“ anhören. Da bleibt ganz sicher kein einziges Haar auf den Unterarmen liegen!
Man glaubt, man könnte Ed Sheeran den Finger in den Mund stecken – so präsent ist dieser Typ in unserem Hörraum.
Schier unglaublich.
Man spürt einfach, dass sich dieses Klangergebnis von dem, was man gewohnt ist, deutlich abhebt. Die Stimme Ed Sheerans ist so präsent, so „direkt“, dass man sich
daran gewöhnen muss.
Lassen Sie mich den Begriff „direkt“ etwas erläutern:
Ich hatte mal eine Kollegin, die schon lange Jahre Gesangsunterricht nahm. Ab und zu hatte sie so gute Laune, dass sie einfach auf dem Flur vor sich hin sang. Aber jetzt vergessen Sie mal alles, was Sie kennen, wenn irgendjemand im Hause “so vor sich hin singt”.
Diese ausgebildete Stimme der Kollegin sorgte auf der Stelle für Gänsehautwellen am ganzen Körper.
Haben Sie mal ein Fahrsicherheitstrainig absolviert und hat der Fahrlehrer zu Ihnen gesagt, Sie sollen eine Notbremsung vornehmen?
Dann wissen Sie in etwa, was und wie ich es meine, wenn ich den Begriff “direkt” verwende.
Die meisten Schüler brauchen nämlich mindestens fünf Versuche, um eine echte
Notbremsung umsetzen zu können. Bis dahin bremst man so, als hätte der Beifahrer einen Getränkebecher in der Hand und man wollte verhindern, dass der was verschüttet.
Wenn Sie wissen, wie spektakulär sich eine echte Notbremsung anfühlt und wie weit sie von dem weg ist, was wir normalerweise als „abbremsen“ kennen – dann können Sie sich jetzt vorstellen, wie „direkt“ ich gerade diesen Titel von Ed Sheeran erlebe.
Dieses Stück ist einfach spektakulär!
Und nein – es ist nicht das “Maß der Dinge”, es ist künstlich auf “direkt” getrimmt. Es ist fast unmöglich, einen zweiten Titel zu finden, bei dem wir die gleichen Feststellungen treffen können.
Nachdenklich macht es mich da eher, wenn dieser Titel mit anderen Kabeln “ganz normal” klingt. Denn da stimmt dann ganz sicher irgend etwas nicht. Dieser Titel klingt nicht “normal”.
Aber:
So toll das ja auf der einen Seite war, so unangenehm klang das alles auch. Ich hatte so ein Gefühl, als wollte mir dieses Coffee-HDMI-Kabel mitteilen, dass es nicht besser klingen kann, weil es an einer anderen Stelle noch einen Engpass gibt.
Doch wo könnte er stecken?
Ich wühlte in der Audioquest-testbox herum und mir viel das Vodka-Ethernetkabel in die Hände.
Ja gut – ein Netzwerkkabel. Aber da hatte ich doch schon das QED angeschlossen und das war doch schon deutlich besser als ein Standardkabel.
Langer Rede kurzer Sinn – ich habe es angeschlossen.
Als ich wieder Ed Sheeran singen lasse, trifft mich fast ein Schock. Was hier gerade zu hören ist, das kann nicht wahr sein.
Und mir wurde im gleichen Moment klar, dass ich darüber nicht viel schreiben darf, wenn ich mich nicht für immer und ewig unglaubwürdig machen wollte.
Ich ließ es für die nächsten Tests stecken, und vielleicht schreibe ich auch noch mal irgendwann etwas darüber, aber im Moment traue ich mich das noch nicht.
Weiter zum Hörvergleich zwischen den Digitalkabeln.
Obwohl es mir gerade schwer fällt, die Hörergebnisse in Relation zu dem bisher gehörten zu stellen. Es ist, als sei ich bisher auf einem Feldweg unterwegs gewesen und mit diesem Vodka-Netzwerkkabel beweg ich mich plötzlich auf der mit Flüsterasphalt gerade eben frei gegebenen Autobahn.
Mhh – jetzt hab ich doch schon wieder was über dieses Ethernetkabel geschrieben,
Audioquest Coffee-USB
Ganz anders als bei QED hält dieses USB-Kabel ganz locker das Niveau des HDMI-Kabels. Es klingt eine Idee wärmer, aber insgesamt liegen sie ganz dicht beieinander.
Audioquest XLR und COAX
Auch diese beiden Kabel schaffen es nach einer dreitägigen Einspielzeit, sich als gleichwertige Gegner den anderen Kabeln zu präsentieren. Sehr offen, frei und sauber, aber auch genau so körperhaft und “musikalisch” wird hier Musik auf allerhöchstem Niveau reproduziert.
Ich spiele „Smile“ von Hugh Coltman, übrigens ein Titel von „dem“ Charlie Chaplin und bin sofort in einem Aufnahmestudio der 50-er Jahre. Man hört scheinbar die Röhrenmikrofone einer guten RCA Living Stereo heraus und alles klingt so echt, so improvisiert, fast provisorisch. Als würde hier noch auf ausgeliehenen, alten Instrumenten geprobt werden.
Ich weiß nicht, was das Team um Hugh Coltman mit diesem Album erreichen wollte, aber wenn es das ist, was ich da gerade beschrieben habe, dann ist es ihnen wohl gelungen.
Ich spiele „Harbour“ von Sohn oder ein paar Stücke von Yello und bin in einer modernen Szenerie, die „digitaler“ gar nicht sein kann.
Fazit Audioquest:
Die Coffee/Vodka-Serie von Audioquest zeigt sehr deutlich, dass sich eine wirkliche Klangverbesserung bei Kabeln nur in eine einzige Richtung hin entwickeln kann: Hin zum Original und weg von Sounds – egal wie sehr wir sie lieben oder bevorzugen.
Aber sie führen uns auch in eine Welt, in der selbst kleinste Fehler nicht mehr verziehen werden.
Das Vodka-Netzwerkkabel am Aries G2 zusammen mit dem Coffee-HDMI-Kabel hin zum Vega G2 – das überreizt das Klangbild fast, zumindest bei Ed Sheerans “Perfect”. Wer das Vodka-Netzwerkkabel aber direkt am Vega G2 hört, könnte den Eindruck bekommen, der Vega G2 steuere 20% der Klangqualität bei, das Vodka den Rest.
„Gar kein Kabel ist das beste Kabel“.
Was ist dran, an diesem Slogan?
Schafft es WLAN (WiFi), selbst einem Vodka-Ethernetkabel den Rang abzulaufen?
Während Auralic beim Vega G2 aus klanglichen Gründen ganz auf ein WLAN-Modul verzichtet und er damit als Solo-Gerät zwingend über ein Ethernetkabel betrieben werden muss, habe ich beim Aries G2 die Wahl zwischen „drahtlos“ und „kabelgebunden“.
Ich beginne den Vergleich mit „kabelgebunden“, lasse also das Vodka-Ethernetkabel stecken und höre etwa eine halbe Stunde mit dem Coffee-HDMI-Kabel noch einmal meine mir bestens bekannten Teststücke.
Dann ziehe ich das Vodka-Ethernet-Kabel ab und stelle den Aries auf drahtlos um.
Auralic empfiehlt diese Betriebsart und weist auf die galvanische Trennung hin, was so viel bedeutet, dass hier weder elektrische Störsignale, noch vagabundierende Potentiale oder eben etwas anderes durch das Verbindungskabel übertragen werden kann als das reine Musiksignal.
Ich starte den ersten Song …
… und sofort hat WLAN verloren.
Gut – zugegeben – gegen dieses Vodka-Ethernetkabel.
Aber über WLAN klingt es härter und es gibt mehr Zischlaute. Nicht bei allen Aufnahmen auszumachen, bei Ed Sheeran aber liegen Welten zwischen diesen beiden Präsentationen.
Nach zwei weiteren Titeln ist mir klar, dass ich etwas ändern muss. Das Klangbild ist nicht nur härter, es ist auch ungenauer und wirkt dadurch schlicht unangenehm.
Ich schließe das Coax-Kabel von Progressive Audio an und siehe da – es bringt alles schön wieder in Ordnung.
Das Coffee-HDMI-Kabel wirkt in Kombination mit dem Vodka-Ethernetkabel wie ein Turbolader, nach dem Umschalten auf WLAN gefällt es mir aber im Moment nicht so gut. Der Sache muss man noch mal nachgehen.
Das Progressive Audio dagegen liebt anscheinend diese WLAN-Verbindung und lässt keine Wünsche offen.
Ich lasse es also stecken, schließe wieder das Vodka Ethernetkabel an, schalte von WLAN auf kabelgebunden um und …
… erhalte die Bestätigung, dass das Progressive Audio-Kabel im WLAN-Betrieb irgendwie besser klingt als mit diesem Vodka Netzwerkkabel.
Kabel um Kabel folgt, es geht von „drahtlos“ zu „kabelgebunden“ und wieder zurück.
Und ich höre, dass es mal über WLAN besser klingt und mal über Kabel.
Manche Digitalkabel danken es mir, wenn ich das Vodka-Netzwerkkabel gegen das von SupraCables austausche. Überhaupt ist es geradezu erstaunlich, wie gut sich das Ethernetkabel von Supra gegen das deutlich teurere Vodka schlägt. Das Supra mit dem Coffee-HDMI zum Beispiel, gefällt mir besser als das Coffee-HDMI mit dem Vodka. Das Coffee-USB dagegen, das läuft mit dem Vodka zu einer deutlich besseren Leistung auf und scheint das Netzwerkkabel von Supra nicht wirklich zu mögen.
Nachdem man das Vodka-Ethernetkabel gehört hat, darf man sich allerdings das Netzwerkkabel von QED dann nicht wieder anhören.
Ergebnis WLAN gegen Kabel
Bevor ich dem Irrglauben verfalle, dass ein Kabel – egal welches – auf jeden Fall besser sein muss, als eine WLAN-Verbindung, sollte ich mir das einfach mal anhören.
Also:
Lieber WLAN als ein billiges Netzwerkkabel!
Gelten die Aussagen sowohl bei 2,4 GHz als auch bei 5 GHz?
Das 2,4 GHz-Netz ist vor allem in dicht bewohnten Gebieten in Verruf geraten, weil es eben von sehr vielen genutzt wird und die paar zur Verfügung stehenden Kanäle dann nicht mehr ausreichen.
Da nur die neueren Geräte das 5 GHz-Netz beherrschen, ist es da (noch) nicht so voll auf den Kanälen.
Allerdings erkauft man sich den Umstieg auf das 5 GHz-Netz auch mit ein paar Nachteilen. Es reicht nicht ganz so weit und wird schneller instabil als das 2,4-er.
Wer also weit weg von anderen WLAN-Nutzern wohnt, der bekommt mit dem 5 GHz-Netz nicht – wie der Name das suggerieren könnte – die doppelte Bandbreite oder Geschwindigkeit, sondern tut sogar möglicherweise gut daran, im stabileren 2,4 GHz Netz zu bleiben.
Nun gut – ich will herausfinden, ob es sich klanglich auswirkt, in welchem Netz wir uns bewegen. Dazu muss man aber wissen, dass meine Fritzbox für dieses Tests in der Nähe der Anlage steht und selbst das 75cm-Vodka Ethernetkabel zum Testen ausreicht.
Und in dieser Konstellation kann ich beim besten Willen keinen Klangunterschied zwischen den beiden Netzen ausmachen.
Um heraus zu finden, ob sich der Klang verschlechtert, wenn man sich vom Router entfernt, melde ich den Aries G2 jetzt mal an meiner Time-Capsule (Apple) an, die im Büro – also im Keller steht. Das sind zwar auch nur so sieben Meter, aber dazwischen liegt eine dicke Betondecke.
Und das Ergebnis ist leicht zu beschreiben, denn nun klingt es „unsauberer“, um nicht „schmutzig“ verwenden zu müssen.
Je „anspruchsloser“ das musikalische Geschehen ist (einzelne Instrumente), um so kleiner wird der Klangunterschied. Sobald aber ein ganzes Orchester spielt oder wir uns gar eine Arie anhören – wird das alles schnell unangenehm.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Time-Capsule selbst diesen schlechteren Klang verursacht, sondern gehe davon aus, dass es einfach an der Entfernung liegt.
Also lautet hier meine Empfehlung:
Versuchen Sie, Ihre Fritzbox (oder was auch immer) so nah wie möglich an Ihr Streaming-Gerät heran zu bringen. Größere Entfernungen wirken sich klangverschlechternd aus. Halten Sie aber auch mindestens 2m Abstand zur Anlage ein, denn so ein Router ist schon ein rechter “Strahlemann”!
Und was ist mit den wirklich hoch aufgelösten Datei-Formaten?
Diese Antwort muss ich Ihnen zurzeit tatsächlich noch schuldig bleiben. Ich habe versucht, Titel in unterschiedlichen Auflösungen zu bekommen, die dann jeweils “im Original” vorliegen. Aber entweder wurden Dateien einfach nur hoch gerechnet oder die besseren Formate wieder herunter gerechnet. Da spielen dann so viele Faktoren mit, dass mir eine Aussage derzeit nicht seriös erscheint.
Sobald ich also “echtes” Material zur Verfügung habe, werde ich noch einmal der Frage nachgehen, ob die Schnittstellen Lightning-Link und USB HS bei entsprechendem Material tatsächlich noch einmal zulegen können, wenn alle anderen Schnittstellen schon längst die Segel streichen mussten.
Schlussworte
Das Hören der Kabel in den unterschiedlichen Kombinationen war anstrengend und hat ingesamt drei Wochen in Anspruch genommen. Aber es hat auch Spaß gemacht und die Ergebnisse waren interessant. Mit der Tatsache, bei den Netzwerkkabeln derart deutliche Unterschiede hören zu können, hätte ich noch vor 3 Wochen niemals gerechnet.
Das Netzwerk- und das USB-Kabel von QED haben es am Ende nicht geschafft, einen Platz in meiner audiophilen Schublade zu ergattern. Sowohl das HDMI-, das TOSLINK-, das RCA-, als auch das AES-Kabel von QED sind aber selbst an einer 10.000,-€-Streamer-Wandler-Kombination absolut vertretbare audiophile Verbindungen und verdienen sich ohne Zweifel meinen Respekt.
Die Pendants von SupraCables liegen preislich leicht über den QEDs, sollten aber ruhig mal mit den QED-Kabeln verglichen werden. Ganz sicher wird es Kombis geben, die das eine oder das andere Kabel lieber mögen.
Und damit es nicht so langweilig wird – sollte man sich dann auch die entsprechenden Kabel von Audioquest zum Test besorgen. Hier hat man dann sogar “in allen Lebenslagen” gleich mehrere Serien zur Auswahl.
Darf es “ein bisschen mehr sein” – bleibt bei den echten Digitalverbindungen (HDMI, USB, TOSLINK und Ethernet) am Ende nur noch ein einziger Markenname stehen: AUDIOQUEST.
Bei RCA und AES wiederum, lohnt es sich, auf das neue Progressive Audio zu warten. Kurz vor Testende habe ich in ein paar Muster hinein hören dürfen und ich freue mich darauf, in ein paar Wochen mal die absoluten Top-Modelle von Audioquest mit den neuen Progressive-Audio-Strippen vergleichen zu dürfen.
Es bleibt spannend.
Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Geduld.