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Löten

Elektrischer Abschluss von Tonabnehmern

Elektrischer Abschluss von Tonabnehmern

Vorwort:
Das Thema “elektrischer Abschluss von Tonabnehmern” ist keines, bei dem sich alle einig sind.
Bereits in den 80-er Jahren hatte ich alle „großen“ und „kleinen“ Tonabnehmer-Hersteller angeschrieben, um von ihnen einen fachlich korrekten Bericht zum Thema „elektrischer Abschluss eines Tonabnehmers“ zu bekommen, den ich in meiner kleinen HiFi-Zeitschrift veröffentlichen wollte.
Jedoch kein einziger Hersteller war damals bereit, sich dazu schriftlich zu Ă€ußern.
Irgendwie hatte ich in ein Wespennest gestochen und alle forderten mich auf, mich auf der Stelle nicht mehr zu bewegen, in der Hoffnung, die Wespen wĂŒrden sich wieder beruhigen.
Einzig und allein Klaus Renner, den Herausgeber der Kult-Zeitung „Das Ohr“, konnte ich dafĂŒr gewinnen, sich zu diesem Thema zu Ă€ußern.

Seitdem hört man sowohl von den Tonabnehmer-Produzenten als auch von den Phonoteil-Entwicklern immer wieder die Aussage, dass es „jetzt aber wirklich völlig gleichgĂŒltig geworden sei, wie man ein MC-System elektrisch abschließt, ab sofort hĂ€tte es keinerlei klangliche Auswirkungen mehr.“

Und fast 30 Jahre nach meinen ersten BemĂŒhungen muss ich erkennen, dass ich immer noch ein Thema anspreche, bei dem sich die „HiFi-Druiden“ gegenseitig die ZaubersprĂŒche um die Ohren hauen, um einander grĂ¶ĂŸtmöglichen Schaden zuzufĂŒgen.

Immer mehr glaube ich aber, dass es dabei weder um die fehlende Kunst des ErklĂ€rens noch um unterschiedliche Ansichten geht – es scheint viel mehr das Problem vor zu liegen, dass niemand so recht in der Lage ist, die Problematik gĂ€nzlich zu beseitigen.

Ein Problem fehlender Standards?
Im Computer-Bereich gibt es das „Open-Source-Problem“. Jeder kocht sein eigenes SĂŒppchen, alle dĂŒrfen auch noch drin rumrĂŒhren und keiner sorgt dafĂŒr, dass etwas zueinander kompatibel ist.
Dagegen steht die Apple-Philosophie, die darauf achtet, dass alle Dinge miteinander harmonieren. Zumindest in der Theorie.

Braucht die Analog-Szene ebenfalls so eine ĂŒbergeordnete Stelle? Bei der sowohl die Tonabnehmer- als auch die Phonoteil-Hersteller ihre Neuentwicklungen immer erst freigeben lassen mĂŒssen?

Um Himmels Willen nein, bloss nicht!

Wenn ich ganz ehrlich sein soll, dann ist das doch das Spannende an dieser analogen Sache. Ich kriege einen neuen Tonabnehmer oder ein neues Phonoteil und kann mich StĂŒck fĂŒr StĂŒck hineinhören. Erst mit einer Grundeinstellung (Leerlauf) beginnen und dann mit verschiedenen Variationen austĂŒfteln, wie es wohl noch besser werden könnte.

Wie viele Überraschungen habe ich da schon erlebt!
Und das soll dann alles vorbei sein?

Sie werden jetzt vielleicht denken:
„Ja, Du weißt ja auch, was Du zu machen hast, aber was ist mit mir?“

FĂŒr Sie – schreibe ich gerade diesen Beitrag!
Lesen Sie ihn und danach werden Sie ebenfalls wissen, was zu machen ist. Vielleicht wissen Sie dann immer noch nicht, wieso Sie das tun, aber was zu tun ist, das sage ich Ihnen jetzt.

MM-System (moving-magnet)
Bei einem MM-System brauchen wir uns um den Abschlusswiderstand keine Gedanken zu machen. MM-EingĂ€nge sind grundsĂ€tzlich mit 47 KOhm abgeschlossen. Da gibt es fĂŒr Sie gar nichts zu tun.

Empfindlich reagiert ein MM-System schon mal auf einen völlig falschen KapazitĂ€tswert des angeschlossenen Kabels. Hierbei zĂ€hlt die vollstĂ€ndige Verkabelung – angefangen von den kleinen Steckschuhen am Tonabnehmer bis hin zu den Cinch-Steckern und alles zwischendurch sowieso. Die Summe aller KapazitĂ€ten ist entscheidend.

Ein Wert von 150pF wird dabei als optimal und gleichzeitig auch maximal betrachtet. Echte Tonarmkabel haben daher in der Regel auch sehr niedrige KapazitĂ€tswerte, denn hinzufĂŒgen, was zu wenig ist, das geht durchaus. Liegt die KapazitĂ€t des Anschlusskabels aber zu hoch, gibt es keine Abhilfe.

Kann man die KapazitÀt des Kabels selber messen?
Einfacher als zu messen ist es, in die technischen Daten des Kabels zu schauen. Liegen die bei unter 100 pF/m und ist das Kabel auch nicht lÀnger als 1m, brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen.
Wenn Sie aber ĂŒber ein entsprechendes MessgerĂ€t verfĂŒgen und damit umgehen können, ist das Messen auch keine Zauberei. Denken Sie nur daran, die Schuhe am Tonabnehmer vor der Messung abzuziehen, sonst messen Sie den Tonabnehmer mit!

Sofern das Gesamt-Ergebnis unter 150pF bleibt, werden Sie feststellen, dass auch klanglich alles in Ordnung ist. Wenn man will, kann man diesen Wert exakt anpassen, aber man sollte sich davon nicht zu viel versprechen.

Wenn Sie jedoch ein MM-System betreiben und den Eindruck haben, dass es weit entfernt von seinen klanglichen FĂ€higkeiten lĂ€uft, dann sollten Sie das Kabel mal durchmessen lassen, oder sich die technischen Daten ansehen. Möglicherweise liegt die KapazitĂ€t des Kabels ja doch zu hoch und vielleicht steckt hier ja die Ursache fĂŒr einen nicht so tollen Klang.

MC-System (moving-coil)
Beim MC-System kehren sich die Anforderungen um. Hier spielt der KapazitÀtswert keine Rolle. Um so bedeutender wird der korrekte Abschlusswiderstand. Stimmt er nicht, wirkt sich das unter UmstÀnden (bei dem einen Tonabnehmer mehr bei dem nÀchsten weniger) auf die LautstÀrke, sowie auch auf die elektrische BedÀmpfung des NadeltrÀgers und damit eben auch auf das gesamte Klangbild aus.

Wird ein MC-Tonabnehmer mit einem zu niedrigen Wert abgeschlossen, wirkt sein Klangbild „mĂŒder“ – aber es gewinnt an rĂ€umlicher Tiefe.
Wird ein MC-Tonabnehmer mit einem zu hohen Wert abgeschlossen, klingt es „dĂŒnner“, „harscher“ und einfach „nervös“.

Es sei denn, man wÀhlt einen viel zu hohen Abschlusswiderstand.
Der Wert, ab wann dieser Widerstand „viel zu hoch“ ist, der hĂ€ngt vom eigenen Innenwiderstand des Tonabnehmers ab. Bei manchen Tonabnehmern reichen schon 300 Ohm – bei anderen muss man auf ĂŒber 2.000 Ohm gehen. Von diesem Wert an verĂ€ndert sich klanglich ĂŒberhaupt nichts mehr. Ob wir also 2.000, 20.000 oder die 47.000 Ohm des MM-Eingangs verwenden, ist völlig gleichgĂŒltig.

Herbert Schleicher, der mir in den 80-er Jahren das „analoge Laufen“ beigebracht hat, nannte diesen Zustand „Leerlauf“.

Auch wenn ich bis heute nicht in der Lage bin, diesen Zustand fachlich korrekt zu erlĂ€utern, kann ich bestĂ€tigen, dass ein MC-System im „Leerlauf“ bereits sehr viel von seinen FĂ€higkeiten zeigen kann. Um eine Zahl zu nennen, wĂŒrde ich mich darauf festlegen, dass es uns etwa 90% seiner FĂ€higkeiten zeigt. Und was wichtiger ist: Es gibt uns einen Hinweis darauf, welche klangliche Ausrichtung es von Hause aus mitbekommen hat.

Wenn Sie ĂŒber ein MC-System gar nichts wissen und herausfinden wollen, wie es „wohl klingen kann“, dann wĂ€hlen Sie sicherheitshalber einen Abschlusswiderstand höher als 2.000 Ohm und Sie werden es kennenlernen können. Mit diesem Klangbild im Ohr können Sie dann mit verschiedenen Widerstandswerten experimentieren und brauchen einfach nur hinzuhören, wie sich das Klangbild entwickelt. Sie haben dann den richtigen Wert gefunden, wenn es wieder so klingt, wie im Leerlauf, aber doch an QualitĂ€t gewonnen hat, wenn also auch die letzten 10% noch hinzugekommen sind.
Wobei Sie da nicht Ă€ngstlich sein sollten und ruhig Ihren eigenen Geschmack als Maßstab nehmen dĂŒrfen.

Ortofon-Systeme, die bis etwa 1992 gebaut worden sind, dĂŒrfen mit höchstens 30 Ohm betrieben werden und fĂŒhlen sich so bei 15 bis 20 Ohm richtig wohl. Madrigal-Systeme brauchten zwingend 850 Ohm.

Audio-Technica zeigte es dann anfangs der 90-er Jahre allen anderen und legte seine hochwertigen Tonabnehmer vollstÀndig auf exakt 100 Ohm aus.
Dies war ein genialer Schachzug, denn fast alle in VerstĂ€rkern fest integrierte MC-EingĂ€nge sind mit 100 Ohm abgeschlossen. Diese 100 Ohm gelten sozusagen als Standard. Ein Audio-Technica-System passte damit immer und hatte „die halbe Miete schon im Sack“.
Ein MC 30 von Ortofon musste außen vorbleiben, denn mit 100 Ohm klang es gruselig!

 und verÀndern konnte man das an den VerstÀrkern eben meistens nicht.

Ortofon setze deshalb zu dieser Zeit verstĂ€rkt auf die Nutzung von Übertragern.
Übertrager arbeiten Ă€hnlich wie Transformatoren. Es gibt also einen „PrimĂ€rstrom“ und einen „SekundĂ€rstrom“, wodurch beide „elektrischen Seiten“ völlig voneinander getrennt werden.
Je nach AusfĂŒhrung können wir durch Übertrager/Transformatoren den Strom erhöhen (also zum Bespiel von 12V auf 230V) oder absenken (also von 230V auf 12V).

Hat der Übertrager nun in unserem Fall die typische Ausgangsspannung eines MC-Systems von etwa 0,4 mV auf die eines typischen MM-Systems von etwa 5 mV angehoben, kann das MC-System direkt am MM-Eingang des VerstĂ€rkers angeschlossen werden und der Abschlusswiderstand spielt keine Rolle mehr.

So richtig genial war diese Vorgehensweise von Ortofon aber nicht, denn erstens wurde der Kunde dadurch gezwungen, noch ein Bauteil mehr einzukaufen und zweitens gab es nicht unerhebliche Preis- und QualitĂ€tsunterschiede zwischen den Übertragern, die der Markt parat gehalten hat.

Fazit:
Sie mĂŒssen sich wohl entscheiden, ob Sie denen folgen wollen, die Ihnen sagen, dass das mit dem Abschlusswiderstand bei einem MC-System völliger Blödsinn ist, oder ob Sie Ihre Konstellation zuhause mal darauf prĂŒfen wollen, ob sie elektrisch korrekt angepasst ist.

In den technischen Daten der Tonabnehmer ist meistens ein genauer Wert vorgegeben, den Sie auch einhalten sollten. Ansonsten experimentieren Sie einfach mal ein wenig.

Wie verĂ€ndert man den Abschlusswiderstand denn ĂŒberhaupt?

Leider gibt es Phono-VerstĂ€rker oder -EingĂ€nge, an denen man gar nichts verĂ€ndern kann. Das ist jetzt nicht wirklich tragisch und auch kein Beleg fĂŒr eine schlechte QualitĂ€t des Bauteils. Sie sollten dann nur bei der Tonabnehmer-Auswahl darauf achten, dass der empfohlene Abschlusswiderstand  auch zum Phonoeingang passt. Mit 100 Ohm liegen Sie eigentlich fast immer goldrichtig!

Kann man diesen Wert bei Ihrem Phonoteil anpassen, gibt es in der Regel zwei AusfĂŒhrungen.

MĂ€useklavier
Die erste AusfĂŒhrung verfĂŒgt ĂŒber ein so genanntes „MĂ€useklavier“. Das ist ein Bauteil mit mehreren kleinen Schaltern drauf. Hier gibt der Hersteller eine kleine Anleitung dazu, die Ihnen verrĂ€t, welcher Schalter in welcher Stellung (on oder off) zu stehen hat, um bestimmte Werte zu erreichen. Diese Lösung hat den Vorteil, dass wir keine zusĂ€tzlichen Bauteile einkaufen mĂŒssen, aber den Nachteil, dass wir mit den einstellbaren Werten auskommen mĂŒssen. Macht das MĂ€useklavier hier z.B. den Sprung von 100 direkt auf 500 Ohm, dann sollten wir keinen Tonabnehmer betreiben, der mit 350 Ohm abgeschlossen sein will.

Zweites Paar Eingangsbuchsen
Die zweite Möglichkeit ist ein paralleles Paar Eingangsbuchsen. Also ĂŒber oder neben den Eingangsbuchsen fĂŒr das Tonarmkabel gibt es noch ein zweites Paar Buchsen. In diese Buchsen können wir nun Cinch-Stecker hineinstecken, in die wir WiderstĂ€nde gelötet haben.
Wer experimentieren will, der besorgt sich ein paar Stecker und eine Auswahl an guten WiderstÀnden. Eine brauchbare Reihe wÀre 20, 50, 100, 350, 500 und 800 Ohm.
NatĂŒrlich sollten es nicht die billigsten WiderstĂ€nde sein. Und wer es den High-End-Entwicklern gleichtun möchte, der kauft von jeder Sorte 10 oder 20 StĂŒck, um zwei absolut gleiche WiderstĂ€nde heraus suchen zu können.
Aber ganz ehrlich:  Übertreiben Sie das nicht!
Wenn Sie kein LötkĂŒnstler sind, ergeben sich schon beim Löten deutlich grĂ¶ĂŸere Abweichungen als WiderstĂ€nde Toleranzen haben dĂŒrfen. Und ob Sie den Tonabnehmer jetzt mit 100 Ohm abschließen oder mit 99,998 – das dĂŒrfte wohl auch niemand hören können.
Also ich bin da jedenfalls draußen!

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