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Timpano

1.2.5 Seitlich abstrahlende Chassis

1.2.5 Seitlich abstrahlende Chassis

Der Beitrag “1.2.5 Seitlich abstrahlende Chassis” befasst sich mit der Frage nach dem Sinn solcher Lautsprecherkonstruktionen.

Wer die Artikel zum Thema „Setup“ bis hier gelesen hat, der wird wohl bereits eine Vermutung darüber anstellen, wieso manche Boxenentwickler auf die Idee kommen, in ihre Lautsprecher seitlich abstrahlende Chassis einzubauen.
„Ganz klar, um die Musik nicht nur im Stereodreieck gut klingen zu lassen, sondern im gesamten Wohnzimmer!“

Aber das ist nur ein Teil der Wahrheit!
Wenn das denn überhaupt die Motivation des Herstellers gewesen ist. Tatsächlich lassen sich manche Entwickler aber von einer ganz anderen Feststellung leiten.

Schallausbreitung

Timpano rundum
Timpano rundum

Schauen wir uns mal die Zeichnung an, auf der ich ein Timpano (Kesselpauke)  abgebildet habe. (Der Begriff kommt aus dem Italienischen und  es heißt „ein Timpano“, aber  „zwei Timpani“, eben genau so wie beim Cappuccino)

Im Konzertsaal breiten sich die Schallwellen der Kesselpauke „kugelförmig“ – also in alle Richtungen aus.
Um es nicht unnötig kompliziert zu machen, beschränke ich mich in diesem Bericht aber auf die horizontale Ausbreitung und die sieht in etwa so aus, wie wir das beobachten können, wenn wir einen Stein ins Wasser fallen lassen.

Diese Rundum-Schallausbreitung wird von unserem Ohr und noch viel mehr von unserem Gehirn als „natürlich“ empfunden. Zumindest bei der Pauke. Bei einem Blasinstrument sieht das anders aus, denn das hat ja i.d.R. einen Trichter, der die Schallwellen ähnlich wie ein Lautsprecher  „gerichtet“ abstrahlt.

Zurück zur Pauke.

Timpano
Timpano

Schauen wir uns auf der zweiten Abbildung mal an, wie der Klang eines Timpano von unserem Lautsprecher abgestrahlt wird. Sicher, an unserem Hörplatz treffen uns seine Schallwellen auf direktem Wege, aber dennoch fehlt unserem Gehirn da etwas.
Es weiß einfach aus der Erfahrung heraus, dass sich solch ein Ton in unserem Wohnraum auch zur Seite und nach hinten ausdehnen würde.
Zwar bekommt es eine Information darüber, wie sich der Ton im Aufnahmeraum, also im Konzertsaal ausgedehnt hat, aber unser Gehirn gibt sich damit allein nicht zufrieden.
Wenn die Wiedergabe so realistisch ist, dass unser Gehirn glaubt, eine echte Pauke zu hören, dann erwartet es logischerweise, dass sich ein solcher Ton auch in unserem Wohnraum (!!) „rundum“ und damit eben auch nach hinten und zu den Seiten ausdehnt.

Bei einem nur nach vorne abstrahlenden Lautsprecher fehlt uns nun also die Information darüber, wie sich der Schall in unserem Hörraum zur Seite und nach hinten ausgedehnt hätte. Diese Information muss fehlen, weil diese Ausdehnung ja auch gar nicht stattgefunden hat.
Und genau deshalb meldet sich unser Gehirn an dieser Stelle und sagt uns:  „Da stimmt was nicht!“.

Rundumstrahler – die Lösung?

Die Lösung des Problems scheint also recht einfach zu sein. Mit zusätzlichen Chassis zur Seite und nach hinten bekommt ja unser Gehirn nun wieder diese Informationen, die es braucht, um etwas als “natürlich” zu empfinden.
Aber wie „sehen die denn aus“? Oder passender gefragt:
Wie hören die sich denn an?
Haben wir nicht schon kurz hinter den Boxen unsere Wand? Stehen da nicht neben den Boxen noch Schränke oder Regale? Sind dadurch nicht Nischen entstanden?
Es handelt sich zwar “nur” um die Reflektionen, die wir wahrnehmen, aber gut klingen tun die nicht gerade!
In aller Regel sind die dumpf, dröhnend und wummerig.
Einen Lautsprecher in solch eine Nische hineinstrahlen zu lassen, ist also sicher keine so gute Idee. Den Beweis dafür liefern uns die so weit verbreiteten Bassreflexboxen, deren Bassreflexöffnungen i.d.R. nach hinten zeigen. Und eine Bassreflexöffnung ist im Grunde genommen ja nichts anderes, als ein “masseloses Chassis”.
Ich will hier nicht falsch verstanden werden – viele ganz hervorragende Lautsprecher besitzen solche Bassreflexöffnungen. Aber leider wird das bei der Aufstellung nicht immer entsprechend berücksichtigt, weshalb ich diesen Beitrag verfasst habe.

Fazit
Seitlich abstrahlende Chassis sind in der Regel ein Beleg dafür, dass der Entwickler ein sehr natürlich wirkendes Klangbild erreichen will. Zu seiner Zielgruppe gehören die Kunden, die das anerkennen und dazu bereit sind, die Wohnung so einzurichten, dass seine Bemühungen auch zur Geltung kommen.
Sollten Sie bei Ihrer Einrichtung weniger flexibel sein, sind Lautsprecher, die nur nach vorne strahlen sicher die bessere Wahl. Und gibt es die von mir beschriebenen Nischen, dann sollten Sie am besten auch zu einer Box greifen, die noch nicht einmal eine Bassreflexöffnung an der Rückseite hat.

In dieser Serie sind schon folgende Beiträge fertiggestellt:

 

 

Hola

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