Hörtest PrimeCore Audio® A7
In meinem Bericht „Hörtest PrimeCore Audio® A7“ soll es heute endlich mal nur ums Musikhören gehen.
Viel ist bereits über die Entwicklung der A5 und A7 geschrieben worden.
Heute hören wir mal einfach nur Musik.
Ich starte mit:
Sufjan Stevens, John Wayne Gacy jr. vom Album Illinois
Bei diesem Stück geht es um einen der ersten Massenmörder in der Kriminalgeschichte.
Mir jedoch – geht es vor allem um die weibliche Zweitstimme von Shara Nova.
Nach der ersten Strophe setzt sie ein und dann findet ein ständiger Wechsel statt zwischen Harmonie (die zweite Stimme singt abweichende Noten) und Unisono (die zweite Stimme singt die selben Noten wie die erste).
In den Unisono-Passagen konnte ich bisher oftmals nur erahnen, dass eine Zweitstimme für einen schöneren Sound sorgen soll. (Stützstimme) Selbst in den Harmonie-Passagen war Shara Nova viel zu oft kaum wahrzunehmen.
Mit dem PrimeCore Audio® A7 bereitet es mir überhaupt keine Probleme, in beiden Gesangsarten Sharas Stimme zu verfolgen. Das macht so viel Spaß, dass ich mir den Titel mehrfach anhöre.
Das wichtigste dabei:
Weder die sanfte Vortragsart Sufjan Stevens, noch die klagende Stimme von Shara Nova ziehen diese Deutlichkeit aus einer übertriebenen Präsenz oder Härte. Wunderbar emotional und ergreifend liefern die Beiden hier ein musikalisches Meisterstück ab. Sufjan Stevens ist ein sehr religiöser Mensch und er erzählt in seinem Song erstaunlich verständnisvoll von diesem Massenmörder als liebevollen, netten Herren von Nebenan und mahnt uns dazu, doch auch mal unter den eigenen Dielen nachzuschauen.
Das alles muss man gar nicht wissen – man muss auch nicht auf den Text achten, um den Inhalt zu erfahren.
Die musikalischen Mittel, zu denen Sufjan Stevens greift, reichen vollkommen aus um zu verstehen, was in diesem Song beschrieben wird.
Harry Belafonte, All my Trials, Album Belafonte: At Carnegie Hall
Belafonte – klar! At Carnegie Hall – na sicher!
Wer hat sich nicht zu den besten Analog-Zeiten mit Freunden getroffen, um seine unterschiedlichen Pressungen von diesem Album miteinander zu vergleichen. Ich kann mich daran erinnern, dass wir mal in unserem Studio zusammengekommen sind, um fünf – wie sich herausstellte – ziemlich unterschiedliche Pressungen gegeneinander zu hören.
Heute kam mir das Bongospiel bei „All my Trials“ in den Sinn. Gerade dabei gab es immer große Abweichungen voneinander.
Mal musste man sich ziemlich anstrengen, um sie überhaupt hören zu können. Dann waren sie mal zu weit vorne und bei der nächsten Pressung klangen sie einfach nur dumpf.
Ich starte den Song … und mit dem Einsetzen der kleinen Trommeln, macht mein kleines Herz einen ebenso kleinen Hupfer.
Man hört nicht nur den exakten Standort der Bongos, man hört die Resonanzen innerhalb der Trommelkörper und bekommt Hinweise auf den Aufnahmeraum. Man hört, wie sich diese Trommelgeräusche im Saal ausbreiten.
Diese Bongos sind nicht einfach nur “da auf der rechten Seite (vom Hörer aus betrachtet) irgendwie” zu hören, sondern sie haben auch eine lebensechte Größe und Dreidimensionalität.
Oft ist es so, dass sie dann nach dem Einsetzen des Gesangs mehr und mehr in den Hintergrund wandern, so dass man sie nicht mehr bewusst wahrnimmt, wenn man nicht explizit auf sie achtet.
Das ist hier gerade unmöglich.
Immer wieder spielt der Percussionist ein kurzes, trockenes und hohes „Plopp“, was ähnlich klingt, wie wenn man mit dem Finger und den Lippen das Öffnen einer Sektflasche nachmacht. Also irgendwas zwischen einem hohen “Slap” und einem “Muffled Tone”.
Was bisher bei mir immer nur „einer der vielen gespielten Töne“ war, wird plötzlich so deutlich, so “auffallend”, dass ich mich heute für die Reaktion Belafontes interessiere. Ich vermute tatsächlich eine Art Interaktion oder Kommunikation zwischen den beiden Musikern. Fast klingt es so, als wolle der übermütige Trommler Belafonte necken. Ich bekomme aber keine Antwort auf diese Frage. Zu sehr ist Harry Belafonte bereits in diesem bedeutungsvollen Text versunken.
Und obwohl ich über Jahrzehnte hinweg den Vertrieb für Produkte von Simon Yorke (Zarathustra), Eddie Driessen (Pluto Audio) und Jan Alaerts inne hatte, muss ich mich heute fragen, ob ich das schon jemals so deutlich und selbstverständlich gehört habe. … und kann nur mit den Achseln zucken.
Es interessiert mich auch gerade nicht. Ich schließe die Augen und genieße den kompletten Titel. Es ist mir nicht möglich, ihn zu stoppen und zu einem anderen Song zu wechseln.
Kyle Eastwood, „Eastwood Overture“, vom Album Symphonic
Wer sich bei diesem Titel die aufgeführten Komponisten anschaut (John Williams, Ennio Morricone, Clint Eastwood, Kyle Eastwood und Michael Stevens), der sollte wohl schon allein beim Namen John Williams vorgewarnt sein.
Man weiß ja, dass eine Overture nicht nur ein musikalisches Werk einzuleiten hat. Im Saal muss Ruhe einkehren und alle die eingeschlafen sind, sollen gefälligst aufwachen.
Wer nach den ersten 40 Sekunden dieser Overture immer noch nicht wach ist, den weckt wohl auch kein Defibrillator mehr auf.
Drei Dinge beeindrucken mich bei diesem Titel:
Erstens sind es diese – im wahrsten Sinne des Wortes – „gewaltigen“ Orchestereinsätze, die einem durchaus Angst einflössen können. Kennen Sie das, wenn Sie doch eigentlich ganz genau wissen, was gleich kommt, aber dann, wenn es da ist, doch so etwas wie ein „Hauch Panik“ verspüren?
Es gibt kein passenderes Wort dafür als „gewaltig“ mit der Betonung auf Gewalt! „Beeindruckend“ ist zu wenig.
Man kennt das ja von John Williams und seinem Boston Pops Orchestra.
Zweitens ist es das, was man „Dynamik“ nennt.
Fast über den gesamten Titel hinweg ist man geneigt, abwechselnd leiser und dann wieder lauter machen zu wollen.
Man sitzt da und fragt sich, wieso man das tun muss. Das war doch vorher nicht so. Natürlich gab es immer schon in allen möglichen Titeln leise und laute Passagen – aber nach der Fernbedienung oder dem iPAD hat man doch nie greifen wollen, oder?
Braucht man heute natürlich immer noch nicht – sobald man begriffen hat, dass es so sein muss wie es ist.
Vorausgesetzt, man nutzt ein Equipment, was in der Lage ist, diesen Dynamikumfang auch zu reproduzieren.
Die Quelle – ist mit einem PrimeCore Audio® jetzt jedenfalls ganz bestimmt nicht mehr das limitierende Glied.
Drittens ist es das, was man „natürliche“ oder eben “korrekte” Darstellung eines großen Orchesters nennen muss.
Bei der Aufnahme wurde das Quintett um den Sohn von Clint Eastwood vom Czech National Symphonic Orchestra unter der Leitung des Grammy-prämierten Dirigenten Gast Waltzing unterstützt. Und dieses Orchester steht den Boston Pops um nichts nach.
Allerdings handelt es sich bei der Titelauswahl des Albums nicht um eine einzelne Aufnahme, sondern um ein ganzes Projekt. Kyle Eastwood will diese Musik mit vielen verschiedenen Orchestern live aufführen, um so viele Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln wie nur möglich.
Die meisten Konzerte haben bereits stattgefunden aber mit ein wenig Glück kann man noch Karten für die letzten 5 Konzerte (in Frankreich und Lichtenstein) ergattern.
Wer nun also genau weiß, wie so ein Orchester klassischer Weise aufgebaut und positioniert ist, der hat große Freude daran, bei diesem Titel die Augen zu schließen und sich in den Konzertsaal hinein zu „beamen“ und die Positionen der einzelnen Instrumentengruppen zu “kontrollieren”. Gänsehaut pur ist angesagt!
Ich hatte mir für meine Hör-Session die aktive Extreme I von Progressive Audio gewählt. Das erscheint einem bei diesem Titel vielleicht so, als wolle man in der Nordsee mit einem Teelöffel hohe Wellen erzeugen.
Um so beeindruckender war es für mich zu hören, wie sehr es doch mit diesen kleinen Schallwandlern zu einem musikalischen Erlebnis wurde, gerade diesen Titel zu hören.
Wir sind weit weg vom „normalen Musik-Hören!“ – was wir hier wahrnehmen, das sind Erlebnisse.
Beeindruckende Erlebnisse.
„Ein haben wir noch!?“
Ok – einen Titel häng ich noch dran.
Child in Time, Deep Purple vom Album Deep Purple in Rock
Wann haben Sie diesen Song das letzte Mal gehört? Die jüngeren Leser müsste ich vermutlich fragen, ob sie diesen legendären Titel überhaupt schon einmal gehört haben. Schließlich wurde das Album bereits 1970 in seiner bekannten Studioversion veröffentlicht.
Allerdings wird dieser Titel in allen möglichen Listen der besten Rock-Songs aller Zeiten wohl für immer und ewig unter den ersten 10 zu finden sein. Also sollte man ihn kennen.
Wenn nicht – nachholen!
Ich will mich hier aber gar nicht mit irgendwelchen angelesenen Weisheiten wichtig tun, sondern mir geht es heute um den Schlagzeuger Ian Paice.
Natürlich ist er bei diesem Titel omnipräsent. Ob es um sein geniales Beckenspiel während des Intros geht oder um die Tatsache, wie sehr er das ansteigende Tempo während des „Duells zwischen Orgel und Gitarre“ forciert.
Haben Sie schon mal bewusst darauf geachtet, wo Sie sein Schlagzeugspiel orten können?
Steht seine Schießbude links, rechts oder mehr in der Mitte?
Können Sie das beantworten?
Nun – konnte ich bis gerade eben auch nicht.
Dieser Song gehört nicht zum Repertoire „audiophiler Songs“, also höre ich ihn aus Nostalgie-Gründen – fertig.
Und niemals zuvor habe ich mir überhaupt die Frage gestellt, die mir jetzt geradezu aufgezwungen wird:
Spielen hier etwa drei Schlagzeuger?
Eingeweihte wissen, dass Ian Paice Linkshänder ist. (Er ist übrigens gerade wieder auf Tour). Wer also weiß, wie man so eine „Bude“ klassisch aufbaut, der muss sich über die ungewöhnliche Positionierung der Toms und Becken bei Paice nicht wundern.
Hier mal ein Foto von der Paiste-Seite. (Paisti gesprochen).
Dieser Aufbau stammt aus dem Jahr 2002 und dürfte dem aus dem Jahre 1970 lediglich ähneln.
Bezeichnend ist die Position der Hi-Hat. Die Hi-Hat wird mit dem Fuß gespielt und kann im Gegensatz zur klassischen Charlston-Maschine oder Low-Hat auch mit den Sticks bespielt werden. Üblicherweise wird sie mit dem linken Fuß gespielt, Ian benutzt den rechten Fuß.
… hat die Hi-Hat aber sehr nah am Körper. Man kann also sagen, dass Ian Paice etwa dort sitzt, wo man seine Hi-Hat orten kann.
Und jetzt hören wir uns den Titel einfach mal an.
Während des Intros hört man die Crash- und die Ridebecken eindeutig leicht rechts neben dem linken Lautsprecher.
Zwei, drei Becken sind auch bis zur Mitte zwischen den Boxen verteilt.
Nachdem der Gesang einsetzt, hört man dann auch erwartungsgemäß halblinks die Hi-Hat.
Zweifelsfrei sitzt Ian Paice also dort auf der linken Seite – von uns aus betrachtet.
Sobald aber der Songteil A beginnt (etwa bei 01:50) , ist im Bereich des linken Lautsprechers nichts mehr vom Schlagzeug zu hören – nicht einmal ein einziges Becken!
Die gesamte Schießbude (inklusive der Hi-Hat!!) ist jetzt leicht links neben dem rechten (!) Lautsprecher positioniert und deutlich weiter hinten als während des Intros.
Dafür aber spielt zunächst fast alles stumpf „übereinander“. Das heißt – ob Toms, Becken oder Hi-Hat, alles scheint vom gleichen Punkt (!!) zu kommen. Das löst sich dann langsam und das Schlagzeug wird immer weiter auseinander gezogen. Bleibt aber immer im Bereich zwischen der rechten Box und der Mitte.
Kurioser Weise wird der Standort des Schlagzeugs dann im Teil B (etwa bei 3:20) erneut gewechselt. Nun befindet er sich exakt mittig zwischen den Boxen.
… um dann mit dem zweiten Intro wieder ganz nach links zu wechseln.
Es ist sicherlich nicht so, dass man das mit anderen Anlagen nicht wahrnehmen würde. Man muss ja einfach nur hinhören. Was mich heute aber so beeindruckt ist die Tatsache, dass ich ja eigentlich nur aus Spaß mal wieder einen Titel aus meiner Sturm und Drang-Periode hören wollte und dann feststelle, dass ich auf solche seltsamen Eigenarten förmlich hingewiesen werde. Als würde mich der A7 anschubsen und sagen: „Hör mal! Hast Du gewusst, dass …?“.
Und am Ende des Abends sitze ich vor meiner Anlage und ich frage mich,
mit welcher Komponente, analog, digital, CD-Player, Plattenspieler, Streamer …
… ich das in dieser Konsequenz schon einmal erlebt habe, was ich heute hören durfte.
Und mir fällt keine ein.
Und eine These ist wahr geworden!
Tauscht endlich diese „blöden Computerteile” aus –
… die ja angeblich „nur Computerteile“ sind!
Sucht nach den Besten und verwendet nur die Besten …
… und sie werden klingen wie die Besten!
Genau so ist es!
Und wer mir das nicht glaubt, der soll zu mir kommen und sich das bei mir anhören.