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Das Stereodreieck

1.2.1 Abstand der Lautsprecher von der Wand

1.2.1 Abstand der Lautsprecher von der Wand

Im Teil 1.2.1 Abstand der Lautsprecher von der Wand erfahren Sie, warum die Lautsprecher einen bestimmten Abstand zur Wand benötigen.

Wohnen ist wichtiger als Musik zu hören?

Sagen wir es doch mal – wie es ist:
Beim Einrichten des Wohnzimmers sind verschiedene Situationen zu berücksichtigen. Wo sitzt man, wenn Besuch da ist?  Wo kann man am besten fernsehen? Wo sitzt man mit den Kindern? Wo kommt der Essplatz hin?
Wenn alles seinen Platz in der Planung gefunden hat, kommt Papa mit seiner „hässlichen HiFi-Anlage“. Diese „riesigen Telefonzellen“ müssen auch noch irgendwo hin und überall liegen armdicke Kabel herum!
„Schatz, wenn Sandra in die WG gezogen ist, könntest Du doch Deine Anlage …!“.

Nein – in diesem HiFi-Handbuch löse ich keine Eheprobleme, dafür gibt es andere Bücher.

Dieser Teil der Anlagen-Setup-Reihe befasst sich mit der richtigen Aufstellung von Lautsprechern. In wieweit Sie die Vorgaben umsetzen können/dürfen 🙂 , wird hier nicht berücksichtigt.
Allerdings werde ich Ihnen auch noch Tipps dafür geben, wie man mehrere Interessen bei der Einrichtung unter einen Hut bringen kann. Eine gewisse Flexibilität erfordern sie jedoch auf jeden Fall auch.

Abstand der Lautsprecher zur Wand.

Beim Festlegen des Abstands zwischen der Box und der Wand gibt es zwei Aspekte zu berücksichtigen:

a) Die Beeinflussung von einzelnen Frequenzbereichen (vor allem die Bassanhebung) und
b) Die dreidimensionale Abbildung

a) Die Beeinflussung von einzelnen Frequenzbereichen

Hierzu sollten Sie wissen, dass sich die Bassanteile bei der Wiedergabe grundsätzlich durch eine Wand- und Bodennähe erhöhen.
Um also z.B. aus einer Regalbox das Maximum an Bass „heraus zu kitzeln“, müssten wir sie auf den Boden stellen und dann ganz in die Zimmerecke schieben.
Doch sollten wir bedenken, dass sich die Entwickler von Lautsprechern ja auch den einen oder anderen Gedanken gemacht haben.
Messtechnisch gesehen, stellt ein Abstand von 80cm zwischen der Wand und der Front (!) eines Lautsprechers eine gute Grundposition dar. Schieben wir sie dichter an die Wand oder ziehen wir sie weiter von ihr fort – wird sich im Frequenzverlauf einiges verändern. Das kann zu einer völligen Auslöschung des Bassbereiches führen, aber auch zu einer unerträglichen Anhebung.
Zwar gibt es Lautsprecher, die vom Entwickler für eine wandnahe Aufstellung optimiert wurden, aber leider bezieht sich das in der Regel dann wirklich nur auf den Frequenzverlauf und nicht auch auf unseren zweiten Punkt.

b) Die dreidimensionale Abbildung

Immer wieder erlebe ich es, dass mich Kunden „so ganz komisch ansehen“, wenn ich ihnen etwas von einer dreidimensionalen Abbildung erzähle und über eine „Raumtiefe im Klangbild“ berichte.
Wenn man dann in der Kundenwohnung entdeckt, dass die Boxen praktisch „an der Wand“ stehen, erklärt sich das von selbst.

Denn da dürfen die Boxen einfach nicht stehen.

Das Stereodreieck
Das Stereodreieck

Ich lade Sie hier zu einer Testreihe ein:

Wie weit Ihre Lautsprecher voneinander entfernt aufgestellt werden sollen, gibt der Hersteller in der Regel vor. Das ist in der Zeichnung die Linie A.
Wir messen diese Linie und ziehen dann eine zweite Linie mit der gleichen Länge von der Mitte der Linie A zu unserem Sitzplatz. Das ist dann die Linie B.
Sitzen wir zu weit weg oder zu dicht an den Boxen, korrigieren wir das jetzt. Notfalls stellen wir uns für die Testdauer einen Stuhl dahin.
Ergebnis: Wir sitzen im perfekten Stereodreieck.

Erster Testdurchlauf – Ran an die Wand!

Im ersten Teil des Tests beginnen wir mit einer extrem wandnahen Aufstellung. Die Linie C in meiner Zeichnung wird also so kurz wie möglich gehalten.
Ergebnis:
Wir hören die Musik so, als wäre unsere Wand eine Leinwand, auf der sich das Klanggeschehen zweidimensional, also „flach“ abspielen würde. Instrumente und Stimmen befinden sich in einem sehr kleinen Bereich zwischen und hinter den Boxen. Von räumlicher Tiefe kann kaum eine Rede sein.

Zweiter Testdurchlauf – So soll es sein

Für den zweiten Durchgang ziehen wir die Boxen nun auf die Grundposition, stellen sie also 80 cm von der Wand entfernt auf.
Vorausgesetzt, Ihre Komponenten sind nicht schon mit den Grundanforderungen an eine HiFi-Anlage überfordert, werden Sie nun feststellen können, dass die Instrumente und Stimmen viel weiter nach „hinten“ gerückt sind. Längst ist Ihre Wand kein Hindernis mehr für die akustische Abbildung. Sie “schauen” durch sie hindurch und sehen Musiker, die 2 bis 3 Meter oder noch viel weiter hinter (!) der Wand spielen.

Dritter Testdurchlauf – Jetzt übertreiben wir

Wenn es möglich ist (Linie A und B müssen dabei gleich lang bleiben!), dann rücken Sie jetzt mit den Boxen noch ein Stück von der Wand weg. Übertreiben Sie es ruhig, wenn der Platz vorhanden ist! Es ist ja nur ein Test!
Nun werden Sie feststellen, dass Sie eine räumliche Tiefe geboten bekommen, die Sie sonst nur in einem riesigen Theater erleben können – wenn Sie denn ganz weit hinten sitzen.
Legen Sie mal West-Side-Story auf, schließen Sie die Augen und hören Sie sich eine der Szenen an, in der die Gangs von den Polizisten mit ihren Trillerpfeifen gejagt werden!  Ich verspreche Ihnen eine Gänsehaut.

Natürlich – muss es klingen

Aber lassen Sie sich nicht dazu verlocken, das jetzt als „natürlich“ zu empfinden, nur weil es so beeindruckend ist!
Genau das ist nämlich das Problem an der High-Fidelity.
Manchmal „kann“ sie leider etwas nicht. Das ist dann schade. Aber manches macht sie auch „viel zu gut“. Das lockt uns dann, weil es uns so beeindruckt, aber die Freude währt nicht lange. Unser Gehirn entlarvt das Unnatürliche recht schnell und „irgendwas stört uns dann“.

Geduld führt zum Ziel

Bis wir herausgefunden haben, wo genau die Boxen am besten stehen, kann eine Weile vergehen. Das ist aber kein Grund, die Flinte ins Korn zu werfen. So lange es nicht klingt, schieben wir schon freiwillig. Sobald es „recht gut“ klingt, ist es ja auch schon in Ordnung.
Und ich will nicht verschweigen, dass die Punkte a), also die saubere und korrekte Wiedergabe der Frequenzen und b) die dreidimensionale Abbildung, durchaus auch mal unterschiedliche Abstände erfordern können. Nach a) sind dann vielleicht 70 cm optimal, nach b) aber eher 90 cm. Hier gilt es dann einen Kompromiss zu finden, mit dem Sie persönlich am besten leben können.
Und spätestens dabei kann Ihnen überhaupt niemand helfen!
Denn wer könnte besser wissen, was sie bevorzugen, als Sie selbst?

In dieser Serie sind schon folgende Beiträge fertiggestellt:

 

 

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