Geschichten aus der Praxis
Kevin allein zu haus …
Mein langjähriger Kunde und mittlerweile guter Freund Andreas B. aus Dinslaken ruft mich an.
„Wolfgang, irgendwas ist passiert, es klingt fürchterlich!“
„Ich bin schon unterwegs!“.
Tatsächlich klang es geradezu „gruselig“, um mal das Lieblingswort des ehemaligen Ortofon-Vertreters Herbert Schleicher auszuleihen.
„Was hast Du gemacht?“
„Nichts!“
„Kann nicht!“
„Doch!“
Um es kurz zu machen – wir kontrollierten die Polung der Lautsprecherkabel und was man eben so kontrollieren kann. Aber genau genommen hatten wir doch beide eher den Raum in Verdacht.
„Hast Du die Möbel verrückt? Ist was dazu gekommen, etwas entfernt worden?“
Nichts dergleichen.
Ich holte aus dem Auto ein paar andere Kabel, aber was hier schief lief, das lag nicht an falschen Kabeln, das war deutlich mehr.
Nach etwa einer Stunde warf ich das Handtuch und rief Ralf Koenen an, da ich vermutete, dass entweder mit dem Verstärker (A1) oder mit den Boxen (Diablo) etwas nicht mehr stimmte.
Zum Glück waren ja beide Komponenten vom gleichen Hersteller und wir hatten zum zweiten mal Glück – Ralf sagte zu, sich sofort in sein Auto zu setzen und zu uns zu kommen.
Vor Ort war dann aber sein Gesichtsausdruck auch nicht viel „schlauer“ als der unsrige.
Nach etwa einer halben Stunde war sich Ralf sicher, dass da nichts „kaputt“ sein konnte. Dennoch bestätigte er das „gruselige“ Klangbild und hörte noch einmal kopfschüttelnd in ein paar mitgebrachte CDs hinein.
„Da scheint etwas mit der Phase nicht zu stimmen.“ meinte er: „Irgend etwas stört da ganz gewaltig! Alles, was aufgebaut werden soll, wird irgendwie aufgesogen, durcheinander gebracht. So als wäre noch ein Gerät angeschlossen, was hier alles mächtig durcheinander haut. So etwas kenne ich höchstens, wenn ein TV-Kabel-Empfänger mit angeschlossen ist. Die Kabelanschlüsse werden zum Teil einfach nicht fachmännisch verlegt und die Erdung nicht korrekt ausgeführt.“
„Aber ich hab da definitiv kein Videogerät …“ plötzlich erstarrte Andreas Mimik und er sprang auf.
„Meine Frau und ich waren am Wochenende verreist und der Sohn alleine …! Der wird doch nicht wieder …! Na klar! Hat er doch! Ich hab ihm schon tausend mal …!“
Der Sohn hatte tatsächlich den TV-Receiver an den A1 angeschlossen und stecken lassen. Andreas zog die Cinch-Kabel aus dem A1 heraus und schon war die Anlage wieder „repariert“.
Andreas war ziemlich sauer – Ralf und ich waren froh.
Froh darüber, dass die Ursache gefunden werden konnte und vor allem froh, dass jetzt mit der Anlage wieder alles in Ordnung war. Die „familiären Probleme“ sollte Andreas wohl alleine lösen können.
Hinweis:
Ein angeschlossenes TV- oder Video-Gerät muss sich nicht derart klangverschlechternd auswirken. Wenn die Installation fachmännisch durchgeführt wurde, sollten sich diese Geräte auch nicht so dramatisch klangverschlechternd auswirken können.
Tatsache ist aber, dass solche Geräte in einer High-End-Kette grundsätzlich nichts zu suchen haben. Wer nur hin und wieder den Fernsehton über seine Anlage hören will, der sollte sich angewöhnen, die TV-Quelle nach dem Hören wieder abzuziehen. Unbedingt am Verstärker! Niemals Kabel am Verstärker angeschlossen lassen, die nicht an einem Gerät angeschlossen sind!
Wer jedoch so oft über die TV-Quelle hört, dass dies keine akzeptable Lösung darstellt, der sollte zumindest einen Mantelstromfilter an den Antennenkabeln einsetzen. Damit sollte dann auch das möglicherweise vorhandene Brummen beseitigt sein.
Sie meinen, es müsse sich um einen schlechten Verstärker handeln, der nicht in der Lage ist, die unterschiedlichen Eingänge so voneinander zu trennen, dass sie sich nicht gegenseitig beeinflussen können?
Grundsätzlich ist diese Behauptung korrekt. Allerdings bedenkt sie nicht, dass es in einem nicht symmetrisch aufgebauten Gerät oder an einem nicht symmetrischen Eingang, also hier Cinch oder RCA, keinerlei Trennung zwischen den „kalten“ Polen der angeschlossenen Geräte gibt. Ein Cinchkabel hat den „heißen“ Pol und den „kalten“ Pol. Der kalte Pol ist (und das ist das Problem) der Masse-Pol. Dient aber gleichzeitig als zweite Signalführung.
Damit hängen alle kalten Pole aller angeschlossenen Geräte immer zusammen und können sich so ungehindert gegenseitig beeinflussen. Unabhängig davon, welchen Eingang man geschaltet hat.
Eine Lösung wäre eine rein symmetrisch aufgebaute Kette. Dort haben alle Geräte und Kabel drei statt nur zwei Pole. Zwei Pole übernehmen hier die Signalführung und der dritte ist nichts anderes als die Masseverbindung. Doch welches TV-Gerät ist schon symmetrisch aufgebaut?
Fazit:
Gibt es eine echte Störquelle wie hier den TV-Receiver, dann kann das einem ziemliche Probleme bereiten. Deshalb sollte man eine High-End-Kette unbedingt von allem was mit TV und Video zu tun hat trennen. Selbst bei der Stromversorgung! Spendieren Sie den TV-Geräten also eine eigene Verteilerleiste! Die muss ja nicht teuer sein.