Symmetrische vs unsymmetrische HiFi-Kabel
In meinem Beitrag “Symmetrische vs unsymmetrische HiFi-Kabel” will ich Ihnen die Unterschiede aufzeigen und Sie werden lernen, dass symmetrisch nicht immer das Bessere sein muss.
Wer mit Begriffen wie oberer und unterer Halbwelle oder vertierter und invertierter Eingang etwas anfangen kann, der muss sich das alles sicher nicht von mir erklären lassen, weshalb ich mich – wie fast immer – mit diesem Artikel an die richte, die das alles nicht wissen.
Die HiFi-Welt ist unsymmetrisch
Wir alle kennen das typischste aller HiFi-Kabel, das Cinch-Kabel.
Die „RCA“ genannten Stecker besitzen einen mittleren Stift und einen äußeren Ring, also gibt es zwei „Leiter“ oder „Pole“.
Diese zwei Leiter benötigen wir, weil sonst Strom nicht fließen kann. Zumindest das wissen wir alle noch aus der Schule. Logischerweise benötigen wir für so einen Stecker auch nur ein Kabel mit zwei Leitern.
Da die Hersteller aber auch gerne ihre Kabel mit einem abschirmenden Geflecht vor HF-Einstreuungen schützen, verwenden viele Entwickler genau diese Abschirmung als zweiten Leiter. Im Kabel finden wir also einen „heißen“ Signal-Leiter und darum herum die Abschirmung, die gleichzeitig der zweite Leiter ist.
Funktionieren tut das alles ziemlich gut – wie es uns die Milliarden im Einsatz befindlichen Kabel täglich beweisen.
Dem HiFi-Freak geht es aber gegen den Strich, dass wir es hier mit zwei völlig unterschiedlichen Leitern zu tun haben. Ein mal gibt es diesen „wohl behüteten“ und von allen Einstreuungen abgeschirmten Innenleiter und ein anderes mal dieses vermeintlich „minderwertige“ Geflecht, was ja für sich nun schutzlos den Einstreuungen ausgeliefert ist.
Aber es gibt noch etwas viel schlimmeres als die Einstreuungen:
… den Potentialausgleich
Dieser Begriff beschreibt das schlimmste Horror-Szenario, was sich ein Musikliebhaber nur vorstellen kann. 😉
Jedes elektronische HiFi-Gerät hat nämlich ein so genanntes „Restpotential“ auf dem Gehäuse. Bei manchen Geräten spüren wir das sogar. Manchmal – wenn wir gleichzeitig noch ein anderes Gerät anfassen, spüren wir es sogar deutlicher als es uns lieb ist.
Dieses „Restpotential“ hat jetzt aber nicht eine feststehende Größe oder Menge, sondern es verändert sich in seiner Stärke mit dem erzeugten Musiksignal.
Verbindet man nun zwei Geräte mit einem Cinchkabel, dann verbindet man über die Abschirmung auch die beiden Massepotentiale der Geräte.
Analog zu Flüssigkeiten in „kommunizierenden Säulen“ versuchen diese Potential-Spannungen nun, sich auszugleichen und die Spannungen in beiden Geräten auf das gleiche Maß zu bringen.
Sie tauschen sich also permanent über die Abschirmung des Cinch-Kabels aus.
Damit fließen sowohl die Potential-Ausgleichsströme (die wir nicht “hören” wollen) als auch die Signalströme (die wir hören wollen) durch die Abschirmung unsers Cinch-Kabels.
Und genau dies führt zu Klangveränderungen, die wir zwar durch eine gute Masseführung oder andere technische Maßnahmen (z.B. Übertrager) mindern können, die man aber gar nicht erst zulassen muss.
Das bessere Cinch-Kabel ist das XLR-Kabel.
Die Idee hinter einer solchen Verbindung ist also, sowohl für den einen als auch für den anderen Leiter jeweils identische Innenkabel zu verwenden.
Die Abschirmung hat nun mit dem Transport des Musik-Signals rein gar nichts mehr zu tun und wird zu dem, was der Name bereits aussagt: zur Abschirmung.
Hinweis:
Benutzen Sie ein symmetrisches Kabel mit Cinch-Steckern, so ist Vorsicht geboten. Wenn die Abschirmung an beiden Seiten keinen Kontakt zu “Minus” hat, kann sie nicht gut abschirmen. Hat sie an beiden Seiten Kontakt, wird sie wieder zum Leiter, weil ja jetzt die Signale wieder auch durch die Abschirmung hindurch fließen können. Es ist deshalb von großer Bedeutung, die Abschirmung nur an einer Seite (meistens die am Vorverstärker) mit auf “Minus” anzulegen!
Besser ist jedoch, für solch ein Kabel auch einen XLR-Stecker zu verwenden, der eben auch drei Pole aufweist. So bleiben die beiden Signal-Leiter für sich und der dritte Pol übernimmt die Masseführung über die Abschirmung. Hierbei muss die Abschirmung natürlich an beiden Seiten mit “aufgelegt”, also verlötet oder verschraubt werden.
Ein paar Haken gibt es da allerdings.
Zum einen ist die Polung nicht genormt.
Zum Glück wird zwar fast immer der gleiche Pol (1) für die Masse genutzt, aber die anderen beiden werden schon mal gerne von den Herstellern nach Belieben belegt.
Wer zum Beispiel Geräte von Mark Levinson und Bryston miteinander kombinieren will, wird vor diesem Problem stehen.
Funktionieren tut es so oder so – aber die absolute Phase wird dabei gedreht. Die Wirkung ist so, als würden wir an beiden (!!) Lautsprechern die Kabel umpolen (rot/schwarz).
Oft ist das gar nicht zu bemerken, manchmal aber bringt es die audiophile HiFi-Welt wieder in Ordnung..
Einige Geräte haben deshalb auch einen Umschalter für die Phase.
Der Unterschied ist:
Statt zunächst nach vorne zu schwingen, schwingt das Lautsprecherchassis bei gedrehter Phase zunächst nach hinten. In manchen Räumen führt das zu einem besseren Klangergebnis, meistens aber nicht.
Dreht man die Phase bei nur einem Lautsprecher – oder eben in nur einem XLR-Kabel, ist das Klangbild natürlich “außer Phase”. Die Instrumente sind dann überhaupt nicht mehr zu orten, die Stimmen der Sänger verteilen sich im gesamten Bereich zwischen den beiden Boxen.
Aber darüber schreibe ich hier und heute natürlich nicht.
Unsymmetrische Geräte machen den Vorteil zunichte?
Manche (viel zu viele) Hersteller statten ihre unsymmetrischen Geräte mit symmetrischen XLR-Buchsen aus, um ihnen den Anschein von mehr Professionalität zu verleihen.
Öffnet man die Gehäuse, schaut man bei ihnen auf XLR-Buchsen, bei denen die Masse (Pol 1) mit dem „Minus-Pol“ (2 oder 3) einfach zusammengelötet wurde.
Dies führt die Symmetrie an dieser Stelle ad absurdum und ist schlicht und ergreifend Unsinn.
Wir haben zwar den Vorteil der symmetrischen Kabelführung, der klangliche Zugewinn hält sich aber vornehm zurück.
Ganz im Gegenteil – sind wir hier sogar wieder davon abhängig, dass beide Geräte die selbe Polung besitzen. Denn sonst liegt die Masse mal an Plus und mal an Minus an.
… mit nicht vorhersehbaren Folgen, die von einem schlechteren Klang bis hin zu heftigen Brummgeräuschen führen können.
Symmetrische Kabel gehören an symmetrisch aufgebaute Geräte
Eine erheblich aufwändigere Konstruktion ist ein echter symmetrischer Aufbau in den Geräten. Hier kümmert sich dann jeweils ein Teil der Elektronik um die obere und ein anderer um die untere Halbwelle.
Ganz einfach ausgedrückt ist das so wie bei einer Bügelsäge. Abwechselnd zieht da mal der eine und mal der andere Arbeiter an der Säge.
Logischerweise müssen (!) diese beiden Signale nun getrennt voneinander und von der Abschirmung gut behütet zum nächsten symmetrisch aufgebauten Gerät geschickt werden.
Her spielen sich die Vorteile der Symmetrie nun in vollem Umfang aus.
Das Klangbild wird fester, körperhafter, detaillierter und ruhiger. Wir hören fast, wie der Klang „sauberer – reiner“ wird.
Gibt es Alternativen?
Ja, die gibt es.
Man kann zum Beispiel mit Übertragern arbeiten.
Bei einem Übertrager handelt es sich um eine Doppelspule – ähnlich wie bei einem Trafo.
Allerdings wird mit einem Symmetrie-Übertrager keine Spannung erhöht oder gesenkt – wie beim Trafo, sondern es wird lediglich dafür gesorgt, dass die beiden Signale (plus und minus) „übertragen“ werden, aber die Masseverbindung verloren geht. So können wir die reinen Musiksignale wieder an Pol 2 und 3 an die XLR-Buchsen und den Pol 1 getrennt vom Signal an die Masse des Gerätes anlegen.
Wie Sie sicher erkennen können, führt das nun zwar zu einer echten symmetrischen Kabelverbindung, aber ein nicht symmetrisch arbeitendes Gerät wird durch diese Übertrager noch lange nicht zu einer symmetrisch arbeitenden Komponente.
Muss es immer eine symmetrisch aufgebaute Komponente sein?
Theoretisch ja! Der symmetrische Aufbau hat einfach grundsätzliche Vorteile.
Allerdings haben Entwickler auch immer den Verkaufspreis im Auge zu behalten. Manchmal kommen noch technische Herausforderungen wie z.B. eine zu starke Hitzeentwicklung hinzu.
Und manchmal führt es dann zu einem besseren Klangergebnis, wenn man auf den symmetrischen Aufbau verzichtet und das gesamte zur Verfügung stehende Budget lieber in bessere Bauteile investiert.
Fazit:
Bei Berücksichtigung aller (!) Faktoren und auf dem Markt befindlicher Lösungen, kann man einem symmetrischen Kabel also lediglich theoretisch einen Klanggewinn zusprechen.
Damit dieser eben theoretisch zwingend vorhandene Vorteil sich auch tatsächlich in der Praxis bemerkbar machen kann, müssen noch ein paar weitere Faktoren hinzukommen.
Wer jedoch Komponenten mit einem „echten“ symmetrischen Aufbau besitzt – also nicht zusammengelötete Pole und nicht durch Übertrager erzeugte Symmetrien – der sollte unbedingt auch auf symmetrische Kabel zurückgreifen.
Aber bedenken Sie eines:
Ein gutes Cinch-Kabel klingt besser als ein schlechtes XLR-Kabel!
Die Suche nach dem klanglich passenden Kabel sollte also zunächst unabhängig davon erfolgen, ob es ein Cinch- oder ein XLR-Kabel ist.
Haben wir dann:
- das passende Kabel gefunden
- symmetrisch aufgebaute Geräte und
- die Möglichkeit, unser Kabel der Wahl auch als XLR-Kabel zu erhalten,
… dann (!!) sollten wir zum symmetrischen Kabel greifen.
Sollte es unser Traumkabel nur unsymmetrisch geben, ist das zwar schade, aber meistens auch kein wirklicher “Beinbruch”.