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Das Anlagen-Setup – ein HiFi-Pflichtprogramm

Das Anlagen-Setup – ein HiFi-Pflichtprogramm

Das Anlagen-Setup – ein HiFi-Pflichtprogramm – der Wichtigkeit dieses Themas ist die Größe dieses Kapitels mit seinen vielen Unterpunkten geschuldet.

Im PC-Bereich meint man mit „Setup“ das Einrichten einer Hard- oder Software.
In der Dramaturgie steht der Begriff für das Erklären von Rahmenbedingungen, so sagt Wikipedia das jedenfalls und ich kenne keinen Grund, diese Definition nicht auch für das nachfolgende Kapitel zu übernehmen.

In der High-Fidelity macht das kompetent durchgeführte Setup aus „Geräten mit denen man Musik hören kann“ eine richtig gut klingende HiFi-Anlage.

Weisses Männchen als Physiker
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Vorsprung durch Wissen.

In der Wirtschaft und in der Politik sind Informationen ein kostbares Gut. Über sie zu verfügen und aus ihnen die richtigen Schlüsse ziehen zu können, entscheidet darüber, wer „das Rennen macht“ und wer nicht.
Menschen, die über Wissen verfügen, sehen oftmals darin einen so hohen Wert, dass sie es hüten wie Gollum seinen Ring.
Je mehr sie ihr Wissen behüten, umso sicherer sind sich die anderen, dass sie es niemals erlangen werden und sie bewundern die Wissenden, statt sich das Wissen einfach selbst anzueignen.
Nicht immer geht das. Wir können ja nicht alle so lange studieren, bis wir selber für uns als Rechtsanwalt, Architekt, Arzt oder Steuerberater tätig werden können.
Aber sich auf andere zu verlassen, birgt die Gefahr in sich, dass man den falschen “Profi” wählt, oder dieser sich sogar als Scharlatan erweist.

Wissen teilen und erhalten

In meinem Handbuch teile ich mein Wissen mit Ihnen. Ich bin mir bewusst darüber, dass der Wert meines Wissens dadurch sinken wird.
Aber ich bin gespannt darauf, ob sich das wieder ändern wird.

Das Anlagen-Setup – eine Frage Ihrer Kompetenz

Beim Setup einer Stereo-Anlage kann man eine Menge falsch machen und noch viel mehr einfach bleiben lassen, was aber sehr sinnvoll gewesen wäre, um die teure Anschaffung auch genießen zu können.
Und damit sind wir wieder einmal bei den alten Aussagen, dass nicht die Kamera das Foto macht, sondern der Fotograph und dass der Wert eines Gemäldes nicht von der Menge der verwendeten Farbe bestimmt wird.
Der Mensch steht hier im Mittelpunkt und seine Kompetenz entscheidet am Ende über die Klangqualität.

Goldbarren
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Keine Frage des Geldes!

Es fasziniert mich immer wieder, vor einer „preisgünstigen“ HiFi-Anlage zu sitzen, die durch ein gekonntes Setup alles zeigt, was in ihr steckt und es macht mich jedes mal traurig, eine ultra-teure Anlage zu hören, die meilenweit von einer natürlichen Klangwiedergabe entfernt ist. Und dabei könnte doch gerade sie  … wenn man einfach nur … naja, Sie wissen schon.
Mit diesem Bericht möchte ich Ihnen deshalb Fakten an die Hand geben, die Sie am besten schon kennen sollten, bevor Sie die allererste HiFi-Komponente erwerben.

Hören Sie nicht auf Ignoranten

Vielleicht treffen Sie hier und da auf Menschen, die den Inhalt dieses Kapitels oder des ganzen Handbuchs für Humbug halten und mit ihren Argumenten nur die eigene Unfähigkeit beschreiben, Dinge zu akzeptieren, für die es heute noch keine vollständigen wissenschaftlichen Erklärungen gibt.
Wer einfach nur auf alles verbal einschlägt, was er nicht versteht, der verhält sich destruktiv.
Denken Sie nur an Ihre Kindergartenzeit und Ihnen wird ganz bestimmt ein Kind einfallen, dass selber nie malen oder etwas bauen wollte, aber mit Vorliebe den anderen immer alles kaputt gemacht hat. Genau diese Typen sind es, die nicht eher Ruhe geben, bis auch Sie keinen Spaß mehr an der High-Fidelity haben. Einen Ersatz oder eine funktionierende Lösung – können die Ihnen aber nicht bieten.

Miniklavier
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Es geht um Musik

Gegner der High-Fidelity verlangen oft belegbare und messbare Ergebnisse und halten alles, was nicht belegbar und nicht messbar ist für Unsinn.
Doch wie soll das gehen?
Kann man etwa messen, wie lecker ein Essen schmeckt? Und empfindet es nicht jeder anders?
Kann man belegen, dass eine Geburt stärkere Schmerzen bereitet als sich den Arm zu brechen?
Kann man eine Skala für Liebe, Trauer, Glück oder Zorn erstellen?

Wenn mich das Klangbild einer Anlage nervös macht und es mir keinen Spaß bereitet, über sie Musik zu hören, wie soll ich das jemandem erklären, der das nicht auch selber spürt? Der mir einfach immer nur sagt: “Die spielt die gleiche Musik!”
Wenn ich vor einer richtig guten Anlage sitze und ich meine Tränen nicht unterdrücken kann, weil mich die Qualität der Musikwiedergabe so sehr berührt, wie soll ich das jemandem erklären, der mit einem Messgerät daherkommt und nicht weiß, was er messen soll? Und der mir wieder nur sagen kann:  “Auch die spielt die gleiche Musik!”?
Er hat ja recht. Irgendwie – auf seine Weise.

Physik, Akustik und Musiklehre

Keine Angst – Sie brauchen hier nicht die Schulbank zu drücken. Ich zwinge Sie auch nicht, sich einen Taschenrechner zu holen und komplizierte Formeln auswendig zu lernen.
Wer dennoch Freude daran finden könnte, sich auf wissenschaftlichem Wege diesen Themen zu nähern, dem seien diverse Lehrbücher für Tonmeister empfohlen. Wer die gelesen (und verstanden!) hat, der wird sich vermutlich danach über meine Erklärungsversuche  amüsieren. Alle anderen werden sich wohl über meine (hoffentlich) einfache Ausdrucksweise freuen.

Schallwellen gelangen ins Ohr eines Mannes
Fotolia_88754239 © axel kock

Was ist eigentlich Musik?

Musik ist eine Folge von Tönen
und Töne sind Schall
und Schall ist wellenförmig bewegte Luft.

Töne sind in der Regel verschieden hoch und laut. Wie hoch ein Ton ist, wird von seiner Wellenlänge bestimmt, die wir in Frequenzen messen. Die Maßeinheit für Frequenzen ist Hertz – abgekürzt Hz, was für die Anzahl der Schwingungen pro Sekunde steht. Tiefe Töne haben niedrige Frequenzen, hohe Töne hohe.
Das gesunde, junge menschliche Ohr ist in der Lage, Frequenzen zwischen etwa 16 Hz und 20.000 Hz zu hören, wobei diese Fähigkeit im Alter abnimmt. (Was aber nichts damit zu tun hat, wie gut wir Musik hören können!)

Klingt jeder Ton mit gleicher Frequenz auch immer gleich?

Dafür, dass Töne mit gleicher Frequenz unterschiedlich klingen können, sorgen seine Obertöne, die auch noch weit über 20.000 Hz liegen. Zwar ist das Vorhandensein von Obertönen längst wissenschaftlich anerkannt, doch gibt es hier im Zusammenhang mit der Erforschung der physikalischen Seite der Musik weite Felder, die noch brach liegen und erst noch erkundet werden müssen. Wie weit hinauf diese Obertöne tatsächlich reichen, ist genau so umstritten wie die Antwort darauf, ob es auch Untertöne gibt, die jedem Ton sein „Fundament“ verleihen.
Die Limitierungen durch diverse digitale Formate haben jedenfalls längst bewiesen, dass selbst das Abschneiden aller Frequenzen oberhalb von 60.000 Hz dafür sorgt, dass wir die Musik danach als „nicht mehr so natürlich“ empfinden.

Doch schauen Sie jetzt bitte nicht in die technischen Daten Ihres Lautsprechers. Denn selbst wenn dort ein Frequenzumfang von „nur“ 20-20.000 Hz abgedruckt ist, heißt das nicht, das er diese Obertöne nicht wiedergeben kann. Er kann es!
Wie das möglich ist, und wie wichtig das fürs Musikhören ist, das können wir derzeit nur vermuten.

Tropfen
Tropfen

Wie sich Schallwellen ausbreiten.

Besonders wichtig für unser Setup ist die Antwort auf die Frage, wie sich Schallwellen ausbreiten und wie sie sich verhalten, wenn sie reflektiert werden.
Dabei stoßen wir nämlich auf die Begriffe „Echo“ und „Hall“.
Wenn Sie in Ihrem Wohnzimmer auf ein echtes Echo treffen, dann herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Schloß!  🙂
Die Regel dürfte es wohl eher sein, dass wir es mit einem Hall zu tun haben, wie wir das z.B. in einem großen, gekachelten Raum deutlich wahrnehmen können, der aber auch in kleineren, “kuscheligeren” Räumen vorhanden ist. Er wird dort von uns nur nicht so wahrgenommen. Die nächsten zwei Begriffe von besonderers großer Bedeutung lauten Abstrahlwinkel und Reflektion.

Zum Abstrahlwinkel

Lassen wir einen Tropfen Milch in unseren Kaffee fallen, breiten sich die so erzeugten Wellen ringförmig zum Rand hin aus.  Genau so verhalten sich grundsätzlich auch Schallwellen.
Doch zur Musikwiedergabe zuhause verwenden wir ja nun einmal keine „echten“ Instrumente, sondern Lautsprecher. Zwar gibt es bei Lautsprechern unterschiedliche Konstruktionen, aber die am meisten verbreitete, das ist wohl der „konventionelle“ Lautsprecher, bei dem so genannte Chassis (schwingfähige Membranen) in einem Holzgehäuse angebracht werden.

Progressive Audio Transformer
Progressive Audio Transformer

Meistens werden sogar mehrere solcher Chassis angebracht. Ein kleines für die hohen Töne, ein großes für die tiefen und eines dazwischen für die mittelhohen Töne. Da diese Membranen nur in zwei Richtungen schwingen können (nach vorne und nach hinten), strahlen sie den Schall auch hauptsächlich in diese beiden Richtungen ab.
Der tatsächliche Abstrahlwinkel ist dabei abhängig von der Tonhöhe. Während Tieftöner sehr „breit gefächert“ abstrahlen (also fast 180°), ist der Abstrahlwinkel bei Hochtönern deutlich kleiner und man kann das am besten damit verdeutlichen, dass man ihnen einen Abstrahlwinkel bescheinigt, der dem einer Taschenlampe gleich kommt.
Dieses Wissen hilft uns später bei der Ausrichtung (Stichwort: Anwinkeln) der Lautsprecher.

Zur Reflektion

Die Reflektion der Schallwellen wird wohl am besten von den Billard-Spielern unter uns verstanden. Das wissenschaftliche Gesetz „Einfallswinkel gleich Ausfallswinkel“ kennen die Billardspieler nur zu gut.
Der zweite Punkt, den wir zum Thema Reflektion beachten müssen, den kennen wir vom Billiardspielen gar nicht, denn er ergibt sich aus der Erkenntnis „Berg auf Berg ergibt einen doppelt hohen Berg und Berg auf Tal löscht sich aus.“.
Hiermit meint man, dass wenn zwei Schallwellen gleicher Frequenz aufeinander treffen, das Ergebnis stark davon abhängig ist, wie sie genau aufeinander treffen (Phase). Überlagern sie sich in identischer Weise, dann liegt der „Berg“ der einen Schallwelle exakt auf dem Berg der zweiten Schallwelle und es kommt zu einer Anhebung der Lautstärke (Schalldruckerhöhung). Überlagern Sie sich jedoch genau umgekehrt (180° phasenverschoben), also so, dass immer ein Berg und ein Tal aufeinander treffen, löschen sie sich gegenseitig aus und wir hören nichts mehr.
Diese Erkenntnis nutzt man z.B. in manchen Werkshallen oder in Flugzeugen. Laufen dort laute Maschinen mit immer der gleichen Frequenz, sendet man die gleiche Frequenz „um 180° phasenverschoben“ auf einen Kopfhörer. Hierdurch treffen Berge auf Täler und Täler auf Berge und schon herrscht für den Träger dieses Kopfhörers Stille.

Nun kann man sich ja aber vorstellen, dass es nicht nur diese beiden Zustände gibt, sondern dass gleiche Wellen auch mal so aufeinander treffen, dass sie nicht exakt Berg auf Berg oder Berg auf Tal erwischen, sondern auch mal irgend etwas dazwischen. Und es stoßen auch nicht immer nur Wellen mit gleichen Frequenzen aufeinander, sondern auch Schallwellen mit unterschiedlichen Frequenzen in den unterschiedlichsten Phasen.
Und das alles wirkt sich auf den Klang aus!

Schallwellen gelangen ins Ohr eines Mannes mit markiertem Gehörzentrum
Fotolia_85261828 © axel kock

Himmel hilf!?

Doch keine Panik! Das menschliche Gehirn ist in diesem Punkt zu außerordentlichen Leistungen fähig!  Es ist sehr gut in der Lage, den reflektierten Schall (der von den Wänden zurückkommt) vom Direktschall (dem aus dem Lautsprecher) zu unterscheiden und die beiden Ereignisse voneinander zu trennen.

Wenn wir gewisse Regeln einhalten!

Um den Direktschall von den Reflektionen unterscheiden zu können, müssen beide Töne mit einem zeitlichen Mindestabstand auf unser Ohr treffen. Stehen wir mitten in einem Raum, treffen die von den Wänden reflektierten Schallwellen so viel später auf unser Ohr, dass es für unser Gehirn ein Kinderspiel ist, sie auseinander zu halten und uns mitzuteilen, wie der Direktschall geklungen hat.
Sitzen wir aber auf einer Couch, die an einer Wand steht (so wie das in den meisten Wohnzimmern sein dürfte), dann ist der zeitliche Abstand zwischen dem Direktschall und dem von der Rückwand reflektierten Schall zu gering. Unser Gehirn vermischt dann beide Ereignisse und macht daraus „ein einziges Klangbild“. Da der reflektierte Schall aber die Klangfarbe von der Rückwand angenommen hat (Ziegelmauer, Leichtbau, Glas …) und unser Gehirn das nicht erkennen kann, erhalten wir im Endeffekt eine unnatürliche Klangfarbe, die uns nur selten Vergnügen bereitet. Außerdem ist auch die Lautstärke des reflektierten Schalls beinahe identisch zum Direktschall und dem Gehirn fehlt damit ein weiteres Kriterium, um den Direktschall sauber von den Reflektionen zu trennen.
Beugen wir uns mal testweise nach vorne und entfernen wir unseren Kopf 80 cm weit von der Rückwand – kann unser Gehirn die beiden Schallereignisse wieder eindeutig voneinander trennen und wir genießen wieder den Direktschall – so wie er vom Lautsprecher abgestrahlt wurde, obwohl der reflektierte Schall nach wie vor vorhanden ist.

Glühbirnen
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Los geht`s

Wenn ich Sie mit meinen einleitenden Ausführungen bisher nicht davon abschrecken konnte weiter zu lesen, dann lade ich Sie jetzt herzlich zu den nachfolgenden Berichten über das Anlagen-Setup ein.

 

Überblick über die Themen:

  1. Der Raum
    1. Klangeigenschaften von Räumen
      1. Raumklang-Spezialisten
      2. Bassfallen und andere Gemeinheiten
    2. Die Aufstellung der Lautsprecher
      1. Abstand der Lautsprecher von der Wand
      2. Abstand der Lautsprecher zueinander
      3. Das Stereodreieck, nicht immer das Optimum
      4. Gerade oder angewinkelt?
      5. Seitlich abstrahlende Chassis?
      6. Sonderkonstruktionen
      7. Darf ein Regal-Lautsprecher im Regal stehen?
      8. Wandlautsprecher, Deckeneinbauten
      9. Spikes oder Pucks?
      10. Raumbeschallung (Café, Restaurant …)
      11. Raum-Einmess-Systeme
    3. Der Sitzplatz
      1. Abstand des Sitzplatzes zur Rückwand
      2. Wie hoch sollte ich sitzen?
      3. Und außerhalb des Stereodreiecks?
    4. Aufstellung der Anlage
      1. Kurze Wege!
      2. Racks, Basen, Spikes, Pucks und Co
      3. Abstand von der Wand
  2. Die Stromversorgung
    1. Die Hauptsicherung,
    2. Die Unterputz-Zuleitungen
    3. Die Erdung
    4. Wandsteckdosen
    5. Stromverteiler, Filter
    6. Stromkabel
    7. Stromstecker und -buchsen
    8. Trennung zwischen Audio und Video!
    9. Die richtige Polung
    10. Die Gerätesicherung
  3. Welcher Lautsprecher passt in welchen Raum?
    1. Große oder kleine Boxen?
    2. Subwoofer?
    3. Flächenstrahler
    4. Hornlautsprecher
    5. Plasma, Ionen und Co.
  4. Welchen Verstärker brauche ich?
    1. Boxen und Amps – auf jeden Pott passt n Deckel
    2. Stereo oder Mehrkanal?
    3. Ist Mono heute ausgemachter Blödsinn?
    4. Vollverstärker oder Vor- und Endstufe trennen?
  5. Verbindungen schaffen
    1. NF-Kabel
    2. Lautsprecherkabel
    3. BiWiring
  6. Jetzt muss man nur noch hören können
    1. Fehler beim Hören
    2. A-/B-Vergleiche
    3. Hören Sie mit dem Bauch
    4. Fragen Sie Ihre Frau
  7. Und schwups – schon klingt es.

In dieser Serie sind schon folgende Beiträge fertiggestellt:

 

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